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ÖH-Wahlen: Junos im Interview

Vom 9. bis 11. Mai finden die ÖH-Wahlen statt, die wir als Innsbrucker Studierendenmagazin in einer Interviewreihe näher beleuchten – jeden Tag erscheint ein Interview mit verschiedenen Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Wir starten heute mit den Jungen Liberalen Neos, oder kurz: Junos. Dazu haben wir uns mit der Uni Innsbruck Spitzenkandidatin Patricia Trinkaus zusammengesetzt und mit ihr das folgende Interview geführt.

Patricia Trinkaus – Spitzenkandidatin Uni Innsbruck

Die Zeitlos: Die Wahlbeteiligung bei den ÖH-Wahlen ist bekanntlich sehr gering. Warum glaubst Du, dass so viele Studierende nicht zur Wahl gehen?

Patricia Trinkaus: Ein großes Problem war auf jeden Fall vor zwei Jahren die Covid-Pandemie. Da lag die Beteiligung bei ca. 18 Prozent, weil viele Studierende einfach nicht in Innsbruck waren. Deswegen hoffe ich, dass sie dieses Jahr wieder höher ist. Ein anderes Thema ist natürlich die Aufmerksamkeit auf die ÖH-Wahlen, die leider nicht immer gegeben ist. Ich glaube wir sind dieses Mal ganz gut in der Presse unterwegs gewesen und mit unseren Plakaten, die sehr viel Aufmerksamkeit erregt haben. Und ich glaube, es ist vielen Studierenden einfach nicht bewusst, dass die ÖH-Wahlen etwas so Offizielles sind. Manche meiner Kommiliton*Innen meinen sogar, man könne da einfach online seine Stimme abgeben.

Könnte es auch an der geringen Arbeit bzw. Sichtbarkeit der Arbeit der bisherigen Hochschulvertretung liegen?

Definitiv nicht. Ich finde, dass wir sehr viel geleistet haben in den letzten zwei Jahren. Ich sitze im Bildungspolitischen Referat und war zuletzt erst zuständig für das Leistungsstipendium, das veröffentlicht wurde. Das waren 400€, die an 50 Studierende ausbezahlt wurden, die nebenbei gearbeitet haben und 25 ECTS mit einem Notendurchschnitt von mindesten 2,0 erreicht haben.
Außerdem haben wir zwei Mal den Zuschusstopf für Psychotherapie und klinische Behandlung einrichten können: dieses Jahr waren es 120 000€.
Dann Stadträder, die eine halbe Stunde kostenlos für Studierende nutzbar sind und am MCI gibts jetzt Spender für Binden und Menstruationsartikel, auch kostenlos für die Studierenden. Das sind jetzt nur ein paar Beispiele und wir arbeiten natürlich weiter daran, das auszubauen.

Weil du den Psychotherapiezuschuss erwähnt hast… ist diese Initiative direkt von den Junos gekommen oder war das eine gemeinsame Aktion des derzeitigen Hochschulreferates?

Das kam definitiv direkt von den Junos. Wir haben das schon vor drei bis vier Jahren gefordert, wo wir noch gar nicht in der Exekutive waren und die AG hat das damals abgelehnt. Dann kamen wir glücklicherweise in die Exekutive rein, haben nochmal den Zuschuss gefordert und konnten ihn umsetzen. Deswegen ist es für uns schon ein Stich ins Herz, dass manche Fraktionen Dinge für sich beanspruchen, die sie eigentlich zuerst abgelehnt haben und erst nach unserem erneuten Vorschlag in Kooperation mit uns vollbracht haben.

Und ganz allgemein… Warum sollte man euch wählen? Was sind eure Hauptanliegen?

Warum sollte man uns wählen? Weil wir eine moderne Organisation sind, die für hochqualitative und praxisorientierte Lehre steht. Ich habe selbst vor meinem derzeitigen Psychologiestudium eine Ausbildung zur Krankenpflegerin gemacht und auf einer Intensivstation gearbeitet. Und ich finde es ein bisschen bedauerlich, dass ich in meiner Ausbildung viel mehr Wissen und praktische Einblicke über die Psychologie des Menschen bekommen konnte als in meiner bisherigen Zeit an der Uni Innsbruck.
Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass viel mehr Kooperationen mit Unternehmen entstehen, damit das Studium praxisorientierter wird und man wirklich etwas für die Zukunft lernt und nicht nur kurzes Bulimie-Lernen, wo man danach wieder alles vergisst.

Und wo liegt für euch derzeit das größte Problem an der Uni Innsbruck?

Das größte Problem sehen wir darin, dass die Uni Innsbruck sehr unflexibel und veraltet ist. Wir finden, es sollte weniger Anwesenheitspflichten geben, damit es jedem Studierenden möglich ist, nebenbei zu arbeiten und sich sein oder ihr Studium freier zu gestalten. Aus der Pandemiezeit haben wir nichts gelernt: wir haben einen Rückschritt statt einen Fortschritt gemacht, indem wir keine Livestreams und Aufzeichnungen mehr anbieten.

Ein großer Teil unseres ÖH-Beitrags geht an die Hochschulvertretungen. Wofür würdet ihr das Geld verwenden? Habt ihr konkrete Ideen?

Wir haben das Geld schon gut verwendet. Wir hatten auch ein Minus im Budget letztes Jahr. Das kam dadurch, dass wir den Corona-Hilfsfond und dann den Psychotherapietopf ausgezahlt haben. Letzteren soll es auch weiterhin geben. Außerdem fordern wir den Ausbau von weiteren Leistungsstipendien und was den wenigstens Studierenden klar ist: die Stadträder, die jeder Studierende 30 Minuten kostenlos fahren kann, werden natürlich auch von uns finanziert.

In eurem Programm behandelt ihr sehr viele Ideen, aber wo liegen die Grenzen der Macht der ÖH?

Die Grenzen liegen auf jeden Fall da, wo man an das Allgemeine herangeht. Ich sage ganz klar, dass ich keine Allgemeinpolitik machen will: ich bin nämlich kein Neos-Mitglied, sondern Junos-Mitglied und kümmere mich um Studierendenangelegenheiten. Zum Beispiel mag ich das Sonnendeck sehr gerne und sitze dort oft mit meinen Studierendenkollegen, aber so schade und schlimm es vielleicht klingen mag: es ist nicht die Aufgabe der ÖH, das Sonnendeck zu renovieren. Das ist ein allgemeinpolitisches Thema. Also du kannst natürlich alles fordern, aber daran ändern wird sich trotzdem nichts. Du kannst auch fordern, dass es ein kostenloses Öffi-Ticket geben soll, aber von wem soll es finanziert werden? Das ist keine Studierendenangelegenheit.

Im Programm der Junos-Bundesvertretung gibt es einen kurzen Abschnitt, welcher Bibliotheken mit 24/7 Öffnungszeiten fordert. Ist das auch etwas das die Innsbrucker Fraktion anstrebt und wenn ja, wie realistisch ist das bei uns?

Definitiv streben wir das weiter an. In der letzten Funktionsperiode haben wir es in Kooperationsarbeit geschafft, die Uni endlich bis 00:00 Uhr offen zu lassen und wir versuchen, das noch zu erweitern. Ich selbst wohne bei der SoWi und finde, dass sie eigentlich eine schöne Bibliothek hat, obwohl sie im Sommer einer Sauna gleicht… Sie hat aber zu häufig geschlossen und hier sollten die Öffnungszeiten ebenfalls ausgebaut werden.

In eurem Grundsatzprogramm besitzt Freiheit eine prominente Stelle, gleichzeitig fordert ihr die Einführung von Studiengebühren und damit neue Restriktionen für den Studieneintritt – wie passt das zusammen?

Wir fordern nicht die Einführung von Studiengebühren, sondern die Einführung von nachgelagerten Studienbeiträgen. Damit meinen wir, dass Personen mit einem abgeschlossenen Studium einen kleinen Prozentteil ihres Lohnes an ihre Universität zurückzahlen. Ich habe vorhin gesagt, dass ich vor meinem Studium als Krankenpflegerin gearbeitet habe und ich finde es ziemlich ungerecht, dass mein früheres Ich mit ihrem hart verdienten Geld von der Intensivstation das Lotterleben von meinem jetzigen Ich in Innsbruck finanzieren muss, um es überspitzt auszudrücken. Aber es sollen auf jeden Fall nachgelagerte Studienbeiträge sein, weil es nicht sein kann, dass wir jetzt irgendjemandem aufgrund von nicht vorhandenen finanziellen Mitteln den Zugang zu einem Studium verwehren. Allerdings betreffen die aktuellen Teuerungen nicht nur die Studierenden: Hochschulen befinden sich in riesigen Budgetlöchern. Wir fordern deshalb auch, dass der Staat die Unis stärker finanziert, und wir sind auch für eine verstärkte Förderung durch Drittmittel, beispielsweise durch Kooperationen mit Unternehmen.

Mit Betitelungen wie “Bondage-Club” oder “G’schissenes Studium” malt ihr ein recht negatives Bild von der Uni – gibt es noch etwas, das euch an der Uni so wie sie jetzt ist gefällt?

Wir sind die einzigen, die ehrlich ansprechen, was nicht gut läuft und wie gesagt: unser Ziel ist es Aufmerksamkeit auf die Wahlen zu erregen, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Die Uni Innsbruck ist ein wunderschöner Standort, allein schon der Ausblick, den wir hier gerade haben… Uns gefallen viele Dinge an der Uni und viele Punkte konnten wir in unserer Funktionsperiode schon verbessern, aber um noch mehr machen zu können, müssen wir die Wahlbeteiligung erhöhen und die Studierenden dazu animieren, an die Urnen zu gehen und für uns zu wählen.



*Interviewer: Christian Siess, Pius Hartmann, David Peric


 

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