Folge
Newsletter
Anmelden

Vorhang auf! – Oder Netflix an?

Das Bogentheater gehört mit seiner Größe eines Bogens nicht nur zu den kleineren Theatern in Innsbruck, sondern verfügt auch über ein einzigartiges Ambiente, das jeden Theaterbesuch irgendwie besonders macht. Man stolpert durch die Tür und schon befindet man sich im Zuschauerraum und blickt auf die kleine Bühne. Die über einem ratternden Züge ähneln dem Donnergrollen eines Sommergewitters und erinnern einen immer wieder an die doch etwas ungewöhnliche Lage des Theaters. Bis auf die Grundmauer der Viaduktbögen ist alles in Schwarz gehalten, dennoch wirkt die Umgebung keinesfalls trostlos oder düster – die hier zum Leben erweckten Stücke geben dem Raum Farbe. So etwa auch bei Peter Quilters „Vorhang auf!”.

Fünf Frauen (gespielt von Priska Zimmermann, Jasmin Zuggi Rosin, Marina Krisma, Ilse Gallister, Amelie Prugger) erben ein verfallenes Theater, das sie nun gemeinsam wieder aufbauen und neueröffnen wollen. Mit einer großen Eröffnungsshow wollen sie das zweite Leben des Theaters einläuten. Dabei zeigen sich Manche mehr und Manche weniger optimistisch. Es geht natürlich einiges schief und auch der eine oder andere Konflikt untereinander, mal größer mal kleiner, stellt sich ihnen in den Weg. Die All-Female Comedy wurde zahlreich in England, Spanien, Neuseeland, Belgien, Irland und der Slowakei aufgeführt – jetzt wird sie unter der Regie von Stephanie Larcher-Senn auch in Innsbruck zum Leben erweckt (Regieassistenz: Isabella Walder und Elena Juen). 

Es ist als wären die Schauspielerinnen direkt für ihre Rollen gemacht. Vor allem die immer positive Jessica oder die schon in die Jahre gekommene Betty werden unheimlich passend verkörpert und es scheint als seien die Schauspielerinnen dem Wesen ihrer Rollen gar nicht so unähnlich. Das gibt dem ganzen Stück eine gewisse Natürlichkeit mit Witz und lässt uns Zuschauer*innen umso mehr für die Charaktere mitfühlen. 

(c) Bernhard Stolz

Ganz bewusst wird die bescheidene Größe des Bogentheaters genutzt und so verschmelzen Bühne und Zuschauerraum, was den lockeren Ton des Stückes untermalt. In einer Szene gegen Ende des Stückes wird die Wand zwischen Bühne und Zuschauer*innen noch einmal ganz deutlich durchbrochen, als die Mitarbeiter*innen des Theaters als Teil des Stückes auch kurz auf die Bühne gerufen werden. Auch das schlicht gehaltene Bühnenbild zeigt sich passend. Es wird ganz simpel mit Licht und Ton gespielt, und so fühlt es manchmal fast so an, als säße man selbst in diesem alten, verfallenen Theater und schaue den Frauen bei der Bewältigung der sich ihnen in den Weg stellenden Hürden zu. (Technik und Ausstattung von Lukas Singer und Julia Huber)

Mit Witz und der ein oder anderen absurden Szene will das Theater zum Lachen bringen. Das gelingt ihnen vor allem bei dem etwas älteren Publikum – von manchen Seiten gibt es aber auch nur ein Schmunzeln anstelle von lautem Lachen. Fast schon übertrieben, wirken einige Szenen, es bleibt unklar ob beabsichtigt oder nicht. Mit seiner eher lockeren und nicht ganz so tiefgründigen Handlung bietet Quilters Stück eine zwar angenehme, aber etwas seichte Unterhaltung. Es birgt Ähnlichkeit mit einem „feel-good-movie“ auf Netflix, bei dem man sich nicht sonderlich anstrengen muss, um ihm zu folgen, der aber trotzdem unterhält und vor allem: aufheitert. Es schadet keineswegs sich einfach mal nur unterhalten zu lassen, ohne sich groß mit der Materie beschäftigt haben zu müssen – ob man dafür nun ins Theater geht oder sich, wie sonst auch immer, vor den Fernseher setzt, bleibt allen selbst überlassen.  

Wer sich das Stück „Vorhang auf!“ von Peter Quilter noch gerne ansehen möchte, kann dies noch am 30.11/01.12./07.12 und am 09.12. immer um 20:00 tun. 

Fotos von Bernhard Stolz (Instagram: @bernhard_stolz_fotografie)

Total
0
Shares
Vorheriger Artikel

Die Theorie von Allem und Nichts

Nächster Artikel

a story of humanity

Verwandte Artikel