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ÖH-Wahlen: GRAS im Interview

Vom 9. bis 11. Mai finden die ÖH-Wahlen statt, die wir als Innsbrucker Studierendenmagazin in einer Interviewreihe näher beleuchten – jeden Tag erscheint ein Interview mit verschiedenen Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Heute ist die GRAS an der Reihe. Wir haben uns hierfür mit den beiden Innsbrucker GRAS-Spitzenkandidat*innen Sophia Nessler und Ralph Eichhübl getroffen.

Die Zeitlos: Die Wahlbeteiligung bei den ÖH-Wahlen ist bekanntlich sehr gering, 2021 lag sie in Innsbruck nur noch bei 18,5%. Warum glaubt ihr, dass so viele Studierende nicht zur Wahl gehen?

Sophia Nessler: Das kann man daran festmachen, dass der momentane ÖH-Vorsitz die ÖH mehr als Service für die Studierenden sieht und nicht erkennt, dass man auch etwas Allgemeinpolitisches für die Studierenden machen kann. Und für Service muss ich nicht wählen.

Könnte es auch an der geringen Arbeit beziehungsweise Sichtbarkeit der Arbeit der bisherigen Hochschulvertretung liegen?

Ralph Eichhübl: Ich denke, dass das garantiert ein Teil ist und dass die Wahlen auch systematisch dem Selbsterhalt von gewissen Fraktionen dienen. Die Wahlen wurden weniger beworben, um sich mit Partys Sichtbarkeit zu verschaffen und den anderen Fraktionen gleichzeitig weniger Sichtbarkeit zu geben.

Warum sollte man euch wählen? Was sind eure Hauptanliegen?

Sophia Nessler: Wir stehen für eine moderne und nachhaltige Uni. Im Jahr 2023 sind wir extrem spät dran mit Klimaschutz, da soll die Uni endlich einmal eine Vorbildfunktion einnehmen. Dafür stehen wir. Wir wollen Solaranlagen auf den Dächern, Unibegrünung, die Uni mehr als Treffpunkt für Studierende ausbauen, leistbares Wohnen, offene Uni für alle. So, dass sich hier alle wohlfühlen können.

Ralph Eichhübl: Wir stehen für soziale und grüne Themen, wir sehen darin keine Diskrepanz, dass das miteinander einhergeht.

Wo liegt eurer Meinung nach das größte Problem an der Uni Innsbruck?

Sophia Nessler: Da sehen wir die Unibegrünung und allgemein grüne Themen. Wir wollen, dass wir bis 2030 klimaneutral werden. Das will auch das Rektorat erreichen, aber so wie es bisher läuft, wird das niemals möglich sein. Aber wir wollen da wirklich stark in eine grünere Richtung gehen.

Ein großer Teil des ÖH-Beitrags geht an die Hochschulvertretungen. Wofür wollt ihr das Geld verwenden?

Ralph Eichhübl: Eine Idee ist das Sponsoring für Essen in den Mensen. Die werden derzeit mit 70c pro Mahlzeit subventioniert. Wenn man den Fokus mehr auf veganes Essen verlagern würde, könnte man leistbares bzw. sehr günstiges Essen offerieren und zusätzlich auch noch etwas für den Klimaschutz machen.

Sophia Nessler: Wir wollen den psychotherapeutischen Fördertopf mehr ausbauen, denn psychische Gesundheit ist ein sehr wichtiges Thema. Daran bin ich persönlich auch sehr interessiert, da ich das psychotherapeutische Propädeutikum gemacht habe und weiß, wie schwierig es ist einen Platz zu finden. Und der ist dann auch noch viel zu teuer. Ich finde auch, man sollte den Studis allgemein viel mehr zurückgeben. Manche haben nicht so viel Geld, die sind aus Arbeiter*innenfamilien. Die wollen wir mehr fördern, gerade am Anfang vom Studium mit Lektüre und so Basics wie dem Laptop.

Reichen die ÖH-Beiträge dafür aus?

Sophia Nessler: Man bräuchte generell mehr Geld. Die Uni ist momentan sehr knapp berechnet, vor allem vom Bildungsminister. Wir wollen, dass die ÖH hier viel lauter wird, denn momentan sagt sie gar nichts zu dem Thema. Wir haben auch schon einige Anträge eingebracht, dass man mehr in Verhandlungen tritt und die Studierenden mehr einbindet. Uni und Bildung sind ein Grundrecht und da darf man nicht sparen.

Wo liegen die Grenzen der Macht der ÖH? In Bezug auf euer Programm: Wo müssen Abstriche gemacht werden, was ist erreichbar?

Sophia Nessler: Natürlich ist die ÖH immer mit Grenzen verbunden, aber man hätte viel mehr Möglichkeiten als wie sie im Moment genützt werden. Man muss mit unterschiedlichen Personen und Organisationen, wie dem Land und der Stadt in Verhandlung treten, da sind wir schon im Austausch. Man könnte viel besser mit den Stakeholder*innen von der Uni oder mit der BiG (Bundesimmobiliengesellschaft) kommunizieren, dass man Gebäude nachhaltiger baut oder saniert. Diesbezüglich könnte man viel machen.

Ralph Eichhübl: Die Mittel der ÖH sind ja auch nicht so knapp, wie man vielleicht denkt. Die Hochschulschaft Innsbruck hat 1,4 Millionen Euro an Rücklagen. Es gibt ein Umlaufbudget von jährlich ca. 900.000 €, das direkt zur Verfügung steht.

 Ihr habt vorher schon die Unibegrünung erwähnt, ein wichtiges Anliegen ist auch der Innenhof der Hauptuni. Welche umsetzbaren Ideen gibt es, wo doch der Großteil der Fläche dort Feuerwehrzone ist?

Sophia Nessler: Da könnte man Töpfe mit Bäumen aufstellen oder kleine Quadrate wie es sie teilweise schon gibt. Die kann man auch noch mobil machen. Auch die vertikale Begrünung ist wichtig, die nimmt im Sommer viel Hitze weg.

In der Bundes-ÖH wart ihr die letzten zwei Jahre in der Exekutive und stellt seit einem Jahr die Vorsitzende – wie haben die Studierenden das in den letzten Jahren gemerkt?

Ralph Eichhübl: Gewisse Budgetierungen und Abmachungen obliegen der Bundes-ÖH, in deren Rahmen sich dann auch die Hochschulschaft Innsbruck bewegen muss. Zum Beispiel beim Mensaessen.

Sophia Nessler: Gegen die Teuerung ist viel passiert. Und die Bundes-ÖH ist immer wieder mit Personen in Verhandlung getreten, die relevant für die Bildung sind. Sie setzt sich stark für leistbares Wohnen ein und dass die Uni österreichweit inklusiver wird. Teilweise ist das nicht ganz merkbar, weil Innsbruck doch weit weg ist. Aber man merkt schon, dass die Bundes-ÖH auch sehr gesellschaftspolitisch agiert und nicht nur so, wie wir sie in Innsbruck sehen. Dort ist sie nur ein Service.

*Interviewer: David Peric, Christian Siess, Pius Hartmann

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