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Oh Familienstreit, oh problemreiches Weihnachtsfest!

Oh, du besinnliche Weihnachtszeit! Weihnachten steht ganz besonders unter dem Stern der Harmonie und Liebe. Doch gerade zu diesem Fest, bei dem oft die ganze Familie zusammenkommt, entstehen kleinere und größere Konflikte. Dieser Artikel zeigt die unschönen und „unbesinnlichen“ Seiten vergangener Weihnachtsfeste.  

Manchmal sind es gar keine bös gemeinten Geschenke, die zu einem Konflikt führen. Wie zum Beispiel in diesem Erfahrungsbericht, wo ein kleines Kätzchen die Familienidylle zerstörte: 

„Mein kleiner Bruder konnte gar nicht damit umgehen, dass er nicht mehr der Kleinste war und als wir ihn fragten, was er sich zu Weihnachten wünsche, war sein einziger Wunsch, nicht mit der Katze feiern zu müssen. Seine Abneigung ging so weit, dass er richtige Wutanfälle bekam. Die Katze wurde dann im Nebenraum eingesperrt und hat sich gegen Ende der Bescherung ins Wohnzimmer geschlichen. Mittlerweile hat sich die Abneigung gelegt und sie feiert sowieso nicht mit uns – die Diva mag Gesellschaft nicht.

Auch das erste Mal mit den Eltern des/der Partner*in zu feiern (oder eben nicht) kann die weihnachtliche Stimmung trüben:  

„Ich war nicht sonderlich vergnügt, als mein Freund mich fragte, ob ich Heiligabend mit ihm und seiner Familie zu Abendessen wolle. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich entschied mich hinzugehen. Dann entschied ich mich wieder um. Dann befahl ich mir selbst, erwachsen zu sein und das zu tun, was von mir erwartet wird und was man halt tut wenn   man in einer Beziehung ist. Dann entschied ich mich wieder dagegen. Ich sagte ihm, dass ich genau wüsste, wo ich an Heiligabend am meisten Spaß haben würde und wo ich mich am wohlsten fühlen würde. Und das wäre nicht mit seinen Eltern, seinem Bruder und dessen Freundin an einem Tisch. Also blieb ich zu Hause bei meinen Eltern und meinen Geschwistern. Ich wollte die damals trendigen Smashed-Potatoes zubereiten. Meine Mutter   wollte mir dabei helfen. Die Perfektionistin in mir versuchte ihr zu erklären, dass ich es am liebsten selbst machen würde. Das schien etwas in meiner sonst-eh-schon-immer-aber-vor-allem-an-Weihnachten- gestressten Mutter zu triggern. Worte wurden geschrien, Gläser   wurden geschmissen, Tränen liefen. Irgendwann meinte sie, sie müsse aus dem Haus raus, um sich zu beruhigen und knallte die Tür hinter sich ins Schloss. Nachdem sie weg war, kam mein Bruder auf mich zu und meinte: „Tja, wärst du doch nur zu deinen Schwiegereltern gegangen.“

Manchmal sind es auch technische Probleme, die das Weihnachtsfest ernsthaft überschatten, wie diese zwei Kommentare zeigen:

„Weil mein Großvater kein Geld für den Weihnachtsbaum ausgeben wollte, beschloss er, die Spitze der im Garten stehenden Tanne selbst abzuschneiden. Dazu sollte noch erwähnt werden, dass mein Großvater nahezu nichts mehr sieht. Als er nun auf der an den Baum gelehnten Leiter stand und zu sägen begann, hielt er sich zur Sicherung an der Spitze fest. Die abgesägte Spitze fiel zu Boden und wenig später auch mein Großvater, der sich dabei zwei Rippen brach. Das Weihnachtsfest wurde damit ins Krankenhaus verlegt. 

Wir stehen draußen vor dem Haus. Feuerwerke stehen zum Zünden bereit. Ich wundere mich, warum sie schief aufgestellt werden. PFIUUU und los fliegt die erste Rakete zum Haus des Nachbarn und BAAAM, explodiert davor in leuchtendem Chaos. Was ist jetzt? Scheiße, der Nachbar zündet selbst ein Geschoss. PFIUUU, wir sehen es kommen und laufen in Deckung. Doch mein Cousin Ivan kann mit seinem gebrochenen Fuß nicht schnell genug wegkommen und BAAAM, die Rakete explodiert vor seinen Füßen und er verschwindet kurz hinter einem grellen Schein. 
Geht es ihm gut? Ja, alles in Ordnung. Die Show geht weiter und wir lachen wie kleine Kinder.“

Gerade zu Weihnachten ist Essen oft eines der zentralen Themen. Es gibt Traditionen, die es einzuhalten gilt, es wird aufgekocht und lässt meistens wenig Platz für Flexibilität übrig. So wie in diesem Erfahrungsbericht: 

„An einem Weihnachten kam ich nach Hause in mein Elternhaus und verkündete stolz, jetzt   Veganerin zu sein. Die frohe Nachricht verbreitete sich schnell und resultierte in einem Wutschrei meines Bruders, der voller Sorgfalt ein festliches Menü geplant hatte. Der Tisch war bereits gedeckt, Ofen und Herd liefen auf Hochtouren, und meine neue vegane Ambition passte rein gar nicht zu den in Käse oder Sahne getränkten Leckereien. Da sogar Kartoffeln oder Salat mit reichlich tierischen Produkten veredelt wurden, blieb für mich an diesem Punkt eine trockene Scheibe Toastbrot als Festmahl übrig, während mein Bruder enttäuscht die dampfende Gans zu Tische trug. Als wir dort versammelt saßen, konnte ich dann doch nicht anders, als doch von den Köstlichkeiten zu essen.“

Dies ist aber nicht der einzige Konflikt bei diesem Weihnachtsfest. Kaum ist das Essen vorbei, folgt das nächste Problem beim Auspacken der Geschenke. 

„Zu dramatischen Klängen des Weihnachtsoratoriums überreichten wir uns gegenseitig mal mehr, mal weniger liebevoll verpackte Geschenke. Meine Mutter war in diesem Jahr besonders stolz auf ihre Idee, da mehrere Kinder über Jahre lang zu beschenken wohl irgendwann die Grenzen der Kreativität erreichen lässt. Doch als ich das neue Kopfkissen in der Hand hielt, musste ich leider fragen, ob es nicht gefüllt mit Daunen sei und ob diese Art der Kissenfüllung nicht vermeidbar sei im Sinne des Tierwohls? Diese laute Überlegung meinerseits resultierte in den Tränen meiner Mutter, die uns nicht nur angenehmeren Schlaf, sondern auch ein Symbol, dass hier bei ihr immer ein Bett auf uns warten würde, schenken wollte. Und wie könnte ich da anders, als mich herzlich zu bedanken und mich ernsthaft darüber zu freuen, auch wenn sich einige ethische Fragen
auftaten.“

Schlussendlich scheinen diese Konflikte aber auch den wahren Sinn von Weihnachten zu offenbaren:  

„Als ich in dieser Nacht meinen mit Käse gefüllten Körper in mein neues Daunenkissen bettete um zu schlafen, dachte ich mir noch, dass das vielleicht auch die Bedeutung von Weihnachten, dem „Fest der Liebe“ ist: die Liebe annehmen, wie sie kommt, damit es einen schönen, friedlichen Abend gibt. Einfach, weil alle darauf hoffen.“

Photo: Dara Shetty

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