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(Weiterhin) immer was los?

Im Westen von Innsbruck gibt es einen Ort, der auf einer Fläche von ca. 9.000 Quadratmetern Platz für diverse Veranstaltungen bietet. Die BALE. Mit Räumen in unterschiedlicher Größe will die BALE seit 2020 die Möglichkeit schaffen, unterschiedliche Events zu veranstalten. Auch Die Zeitlos durfte den Veranstaltungsort als Location für die Jahreshauptversammlung nutzen. Doch die Zukunft der BALE steht in den Sternen – niemand will die Trägerschaft übernehmen. Drei Autorinnen von Die Zeitlos haben einen Blick in die Kulturlandschaft Innsbrucks geworfen, um zu sehen, ob es Alternativen gibt und wieso die BALE erhalten bleiben sollte.

Die BALE ist ein Ort für jede Art der Veranstaltung und die zwei Stockwerke des großen Gebäudes in der Bachlechnerstraße können auf vielfältige Art und Weise genutzt werden.  Menschen oder Institutionen können sich dort einmieten und ihre eigene “Zone” kuratieren. Die Schwerpunkte der BALE sind Lebensmittel, Kunst, Kultur und Bildung, aber auch Gesundheit und Sport sowie Innovation, Handwerk und Kreislaufwirtschaft. Es gibt auch einen Außenbereich, auf dem regelmäßig Märkte und ab und zu Livemusik-Events stattfinden. Seit Kurzem gibt es dort auch eine Radlbörse und es finden Skate-Kurse statt. Von Ausstellungen, Feiern, Bewegungssessions, Tanz- und Zeichenkursen bis hin zu Workshops oder Filmdrehs – alles kann hier stattfinden. 

Hinter der BALE steht eine lokale Lebensmittelhändlerin, welche die Räume noch bis Ende 2023 niederschwellig zur Verfügung stellt. Was danach mit dem Standort geschehen soll, steht in den Sternen.

Und die Nachfrage ist riesig. Denn in Innsbruck gibt es kaum niederschwellige Raumangebote für Kunst- und Kulturschaffende sowie generell für Menschen, die keine Büroräume gemietet haben, wie beispielsweise Start-Ups.

Die Kunstschaffende Sabine Fliri berichtet von ihren Erfahrungen: Viele Räume, in denen man sich künstlerisch ausleben konnte, gibt es inzwischen nicht mehr. Angebote, die man potenziell nutzen könnte, sind für Kunstschaffende finanziell fast nicht leistbar. Oft spiele auch der Platz eine große Rolle. Die Möglichkeiten für Workshops sind verschwindend gering, wodurch man Kursorte oft gezwungenermaßen einfach in die eigenen vier Wände verschieben muss.

Vor einiger Zeit fand in der BALE die Ausstellung „bestialisch“ statt. Eva Siller, eine Organisatorin der Ausstellung, hat dort ihre Werke präsentiert. Sie sagt, es sei sehr schwierig, in der Stadt Ausstellungsorte zu finden. Ohne finanzielle Unterstützung oder Connections sei es nahezu unmöglich, eigene Projekte ins Leben zu rufen. 

In Innsbruck herrsche großer Bedarf für frei nutzbare Räume. Das sagen auch die Boobiebrettler, eine Skategruppe für FLINTA-Personen (FLINTA steht für Frauen, Lesben, Inter*-, Trans und Nichtbinäre Menschen).

Anna von den Boobiebrettlern findet, dass der Zugang zu Lokalitäten für Veranstaltungen sehr begrenzt ist. Das Angebot wäre ihrer zwar theoretisch da, aber beispielsweise für noch nicht etablierte Vereine nur schwer zugänglich. Auch die Boobiebrettler haben bereits Veranstaltungen in der BALE organisiert und waren froh um die Möglichkeit, den Platz zu nutzen. Sie sagt, Innsbruck habe sehr viel Potential, doch die Stadt lege ihren Fokus leider auf andere Bereiche, worunter Kunstschaffende leiden. Teilweise geht es gar nicht anders, als dass bestimmte Räume privat finanziert werden und dadurch entweder für nicht leistbare Summen vermietet oder schlussendlich ganz aufgelöst werden müssen.

Die Stadt befindet auf ihrer Website, dass “Kunst & Kultur (…) einen großen Stellenwert in der Landeshauptstadt Innsbruck” hat. Laut Stadträtin Uschi Schwarzl brauche es mehr Angebot an Räumen in Innsbruck. Es gehe dabei nicht nur darum, Räume zur Verfügung zu stellen, sondern auch um Mitfinanzierung. “Das tun wir in großen Umfang”, sagt Schwarzl dazu. Als Beispiele nennt sie Galerie Plattform 6020 als Fördergalerie für junge KünstlerInnen, Veranstaltungsraum in der Stadtbibliothek, Zentrum 107 und andere. Außerdem würden niederschwellige Kultureinrichtungen wie die p.m.k., das BRUX oder Die Bäckerei gefördert werden.

Frau Schwarzl betont: “Kunst und Kultur sind für uns aber ein wichtiger Teil und auch ein Motor der Stadtentwicklung – daher werden sie bei der Stadtentwicklung künftig noch intensiver mitgedacht.”

Auch das Land schreibt auf der Website, dass “ein vielfältiges und breites Kulturleben ein wesentlichen Faktor für ein positives Lebens- und Arbeitsklima” darstellt. Auf Anfrage von Die Zeitlos teilt Melanie Wiener mit, dass es „ein wichtiges Anliegen der Kulturförderung des Landes sei ein niederschwelliges Angebot an Räumen für Kunstschaffende. Dafür würde beispielsweise das Schloss Büchsenhausen bereitgestellt und Institutionen wie die p.m.k., das BRUX oder die Bäckerei gefördert, um kostengünstige Räume anbieten zu können. Die BALE wurde an dieser Stelle nicht erwähnt.

Was genau mit der BALE nach 2023 passiert, ist aktuell noch unklar. Kunstschaffende sind sich aber einig, dass es auch weiterhin Orte wie die BALE in Innsbruck geben muss. Wir danken dem Team von die BALE dafür, dass wir die Räume für unsere Jahreshauptversammlung benutzen durften. Das Beitragsbild ist auf dieser Versammlung entstanden.

Autorinnen: Priska Wörl, Juliane Halwachs, Eva Mattle

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