Folge
Newsletter
Anmelden

Le Carrousel – alles dreht sich, nur nicht rund

Wenn sich das Karussell nicht mehr weiterdreht, bleibt auch die Welt des Rummels stehen – plötzlich geht es nicht nur am Jahrmarkt drunter und drüber.

 Als das Karussell des Jahrmarkts stehenbleibt, läuft auch der Rummel nicht mehr rund. Die Fassade bricht und es treten unausgesprochene Konflikte, Geheimnisse und Probleme auf die Bühne. Mittendrin ist das Publikum und blickt durch die Scheinwelt des Rummels und auf die Sorgen und Dilemmata der Jahrmarktsfamilie. 

Das Stück Le Carrousel von dem Innsbrucker Thomas Gassner wurde am 06. April im Bogentheater unter der Regie von Stephanie Larcher-Senn und Livia Thurner uraufgeführt. 

Wenn Zuschauerraum und Bühne verschmelzen, fühlt es sich so an, als würde man selbst Teil des Stückes werden. Durch das schlicht gehaltene Bühnenbild stehen vor allem die absurden Persönlichkeiten der Figuren im Vordergrund, jede*r bringt seine ganz individuellen Probleme mit auf die Bühne und es wird schnell klar, dass alle „Familienmitglieder“ mehr als nur ein Päckchen zu tragen haben. So leidet einer unter starken Bindungsängsten, eine andere hat Schwierigkeiten mit ihrem Selbstbild, wiederum eine andere hat ein fehlendes Selbstwertgefühl und eigentlich wollen sie alle doch nur akzeptiert werden. 

(c) Bernhard Stolz

Lange bleibt unklar, wovon das Stück eigentlich handelt. Es verwirrt die Gemüter und regt damit zum Nachdenken an. Es gibt viele seltsame Momente und Elemente, die vor den Kopf stoßen und die durchaus auch unangenehm werden können. Die lockere Atmosphäre der Inszenierung bricht stark mit den sehr ernsten Themen, die auf der Bühne behandelt werden. Ohne eine Lösung für die Probleme der Charaktere zu bieten, werden diese ernsten Probleme in den Raum gestellt – den Zuschauer*innen bleiben diese auf jeden Fall auch noch nach der Aufführung im Kopf. 

Dank des Humors bleibt die Stimmung im Zuschauerraum trotzdem locker und unbeschwert. Diese Wirkung auf das Publikum wird auch durch die Authentizität der Schauspielenden verstärkt. Es fühlt sich beinahe so an, als wären die Rollen für die Schauspieler*innen selbst geschrieben worden, was definitiv eine Stärke des Teams ums BogenTheater darstellt. 

Durch viele überspitzte Situationen und Witze möchte das Stück zum Lachen animieren, und das tut es auch – vor allem bei dem etwas älteren Publikum. Manchmal fühlte sich der Humor etwas oberflächlich an, was aber größtenteils gut umgesetzt wurde. Diese Einzigartigkeit wird dem Stück durch genau dieses Zusammenspiel der lockeren und ernsten Aspekten verliehen, wodurch es auch erst so richtig rund läuft. 

Eine ebenfalls wichtige Rolle spielt die vielseitige musikalische Begleitung, welche auch durch Gesang der Darstellenden unterstützt wird und das Ganze schön abrundet. So finden auch Musical-Fans Gefallen an der Aufführung. 

Wer sich nicht nur berieseln, sondern sich auch auf eine humoristische, chaotische Art und Weise von schwierigen Themen mitreißen lassen will, kann dies noch bis 29. Mai tun. Also schnapp dir deine Lieben und lasst euch von tiefsinnigem Theater im Viaduktbogen 32 aufheitern – lass den Rummel beginnen!

Alle Spieltermine: 20.04/24.04/02.05/12.05/23.05/29.05 – immer um 20.00 Uhr (sonntags um 18:00 Uhr) 

https://www.thomasgassner.at

Fotos von Bernhard Stolz (Instagram: @bernhard_stolz_fotografie)


Total
0
Shares
Vorheriger Artikel

Der Traum von LA: Ein kleiner Reisebericht

Nächster Artikel

Wir tanzen weiter: eine Demo am Sonnendeck

Verwandte Artikel