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Mit Haube im Hörsaal?

Die Universität Innsbruck heizt vorwiegend mit Gas. Steigende Preise und unsichere Liefermengen bringen auch sie in die Bredouille.

Die steigenden Energiekosten werden nicht nur für viele Endverbraucher*innen ein Problem, auch an der Uni wachsen die Gedanken um das kommende Wintersemester. Denn die Gebäude der USI, Theologie und Sowi werden mit Gas beheizt, so der Nachhaltigkeitskoordinator Lorenzo Rieg. Die Geiwi wird mit Fernwärme geheizt, allerdings wird auch diese zu circa der Hälfte aus Gas gewonnen, so Rieg. Doch nicht nur die vervielfachten Gaspreise legen eine schnelle Abkehr von Fossilem nahe. Auch die dadurch entstehenden Emissionen und das Klimaziel bis 2035 weisen anderen Weg. Die Universität Innsbruck möchte in 13 Jahren klimaneutral sein, auch wenn aktuell noch keine spezifischen Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen, vorhanden sind. Ein wichtiger Faktor wird dabei mit Sicherheit der Energieverbrauch sein.

Notfallplan ist in Arbeit

Ähnlich sieht es mit dem herannahenden Wintersemester aus. Viel Konkretes, über die allgemeinen Maßnahmen hinaus, auf die auch die Bevölkerung achten soll, besteht noch nicht. Die Heizung wird voraussichtlich um ein paar Grad gesenkt. Ein Notfallplan soll noch erstellt werden. Dieser solle vorsehen, wie lange der komplette Uni-Betrieb inklusive der Präsenzlehre aufrechterhalten werden kann. „Wenn es eng wird, müssen wir auf 5°C heizen, damit die Rohre nicht einfrieren. Aber davon gehen wir aktuell nicht aus“, so der Nachhaltigkeitskoordinator. Energiesparen ist an der Tagesordnung, aber der worst case scheint weit entfernt. Allerdings habe die Uni Innsbruck auch vor der Energiekrise schon einiges in Sachen Nachhaltigkeit unternommen, so Rieg. Beispielsweise würden nur noch LEDs genutzt und neu angeschaffte Geräte müssten energieffizient sein. Klimaanlagen seien in den Büros eine Seltenheit und nur dort installiert, wo es sich stark aufheizt. Einzig Labore müssten gekühlt werden, da manche Versuche eine bestimmte, konstante Temperatur bräuchten.

Aus den Steckdosen kommt Ökostrom

Die Uni Innsbruck scheint jedoch auch einiges richtig zu machen, denn der ökologische Fußabdruck ist wesentlich geringer als der anderer österreichischer Universitäten. Gerade was den Treibhausgasausstoß betrifft, spart die Uni in puncto Strom. So wird Ökostrom genutzt, der den Ausstoß im Gegensatz zu konventionellem Strom um circa 90 % mindert. Die Kehrseite sind die Mehrkosten des Ökostroms. Doch das größte CO²-Einsparpotenzial liegt bei der Energie. Hier macht vor allem Erdgas einen Großteil der Energieversorgung der Universität aus. Auch zur Mobilität der Universitätsangehörigen wurden sich bereits Gedanken gemacht. Flüge werden beispielsweise nur noch bezahlt, wenn das Ziel mit anderen Verkehrsmitteln gar nicht oder nur durch einen erheblichen Mehraufwand erreichbar ist. Wissenschaftler*innen sollen sich vermehrt über Videokonferenzen austauschen und – wenn möglich – auf Bahnfahrten ausweichen.

Green Office wünscht sich mehr Bewusstsein

Das Green Office ist ein Büro der Uni Innsbruck und besteht seit circa eineinhalb Jahren. Es kümmert sich in einem Bottom-Up-Prozess um die Belange der Studierenden, wie der Mitarbeiter Jean Herzog erklärt. Denn universitäre Angelegenheiten würden auch heute noch oft von Angestellten entschieden, ohne die größte Gruppe – die Studierenden – miteinzubeziehen. Die Mitarbeitenden des Office planen Veranstaltungen rund um das Thema Nachhaltigkeit. So gibt es zum Beispiel immer wieder eine Pop-up-Fahrrad-Reparatur an der Uni. Hilfe zur Selbsthilfe für Studierende quasi. Gerade mit Blick auf das Wintersemester ist auch das Green Office gefragt, denn Energieversorgung und Gassparen sind grüne Themen. Vorbildlich ist laut Jean Herzog, dass die Uni Innsbruck Ökostrom bezieht, selbst wenn dieser teurer ist als konventioneller Strom. Heißt, auch wenn die Uni bereits achtsamer ist als andere große Bildungseinrichtungen, zahlt sie ihren Preis dafür. Gerade bei den Mitarbeitenden der Uni könne und müsse man noch viel erreichen, so Sarah Rasi, eine Mitarbeiterin des Green Office. Sie wünscht sich, dass alle die Heizungen in ihren Büros über das Wochenende etwas herunterdrehen. So könne jede*r einen Beitrag leisten, auch wenn man die Energie nicht selbst bezahle, und die Auswirkungen damit nicht im eigenen Geldbeutel spüre. Hier müsse noch etwas mehr Bewusstsein geschaffen werden, so Herzog.

Von einer Rückkehr zur virtuellen Lehre sind weder Rasi noch Herzog begeistert. Gerade nach den vielen Corona-Semestern fehle die Uni als Platz des Lernens und Lebens, so die Mitarbeitenden des Green Office. Auch Lorenzo Rieg äußert sich zu dieser hitzigen Thematik: „Es ist bisher Präsenzlehre geplant.“ Doch neben den Energiepreisen und der Gasknappheit hat im Winter vielleicht auch Corona wieder ein Wörtchen mitzureden bei der Schließung beziehungsweise Öffnung der Universität.

Anstehende Veränderungen

Die LFU sieht vor allem bei den Gebäuden noch Chancen, Energie einzusparen. Gerade eine bessere Isolierung alter Gebäude würde es schaffen, den Verbrauch zu senken. Aktuell habe man keinen direkten Einfluss auf die Heizung, da die Uni nicht Eigentümerin der Campusgebäude sei, sondern Mieterin bei der Bundesimmobiliengesellschaft.  Eine bessere Isolierung werde bald im neuen Uni-Gebäude am Innrain umgesetzt. Bereits durch die neuen Fenster habe sich diesbezüglich schon etwas verändert. Mit dem Umzug vieler Mitarbeitenden an den Innrain werden andere Gebäude aufgelöst, was die Klimabilanz bessert, so Lorenzo Rieg. Aktuell werde an der USI untersucht, welche Heizalternative es zu den bisherigen gebe. Damit folgen würden bald weitere Uni-Standorte wie die Technik und der Campus Universitätsstraße.

Foto: Universität Innsbruck

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