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Blütgelüster und Leinwandgeflüster – Vorsicht: Bissig!

„Wir müssen etwas gegen diese Kreaturen unternehmen!“ – Vampiros Sexos (1988)

Auch dieses Jahr wurde es wieder spannend im Cinematograph bei der sechsten Ausgabe der Diametrale Nachtvisionen. Das diesjährige Thema: Vampires Kiss! Vom 10. bis zum 12. Oktober trieben die blutrünstigen Kreaturen auf der Leinwand des Cinematographs ihren Unfug und jagten wohl so manchen Zuschauer*innen Schrecken ein. Von einem professionellen kinematographischen Meisterwerk aus Südkorea bis hin zu einem Low-Budget Underground-Schocker aus Wien war auch wirklich alles dabei, was man sich so vorstellen konnte. An aufeinanderfolgenden Tagen wurden die drei Meisterwerke auf der großen Leinwand gezeigt, begleitet von einem spannenden Rahmenprogramm im Kunstraum mit abschließender Fete in der KULT Bogen-Bar. 

Donnerstag, 10. Oktober – Bakjiwi – Thirst (2009)

Gleich am ersten Tag wurden wir an die Kinosessel gefesselt. Der 2009 erschienene Vampirthriller „Bakjiwi“ (zu Deutsch „Fledermaus“) von Chan-wook Park ist eine durch und durch eindrucksvolle Erzählung der Geschichte eines Priesters, der durch eine unglückliche medizinische Behandlung in einen blutdurstigen Vampir verwandelt wird. Obwohl er sich nun als ohnehin verdammt sieht, kann er seine Moral nicht komplett über Bord werfen – bis die Affäre mit der Frau seines Kindheitsfreundes fleischliche Gelüste aller Art in ihm weckt. Es beginnt ein Spiel mit den Fragen nach Lust, Durst und nicht mehr ganz so menschlichen Verlangen, begleitet von ständigen Schuldgefühlen und Zerrissenheit zwischen Gut und Böse. Der Film überzeugte vor allem mit absurden Bildern und dem Wechselspiel zwischen Horror, Tragik und skurriler Situationskomik. 

Freitag, 11. Oktober – The Velvet Vampire (1971)

Zurück in die Siebziger und ans andere Ende der Welt brachte uns „The Velvet Vampire“ von Stephanie Rothman, der erste Sexploitation Vampirfilm einer Regisseurin. Die verführerische und mysteriöse Diane lädt das Ehepaar Susan und Lee auf ein Wochenende in ihrem Wüstenanwesen ein. Dort nutzt die Vampirin jede Gelegenheit, um die zwei zu verführen. Ohne es zu bemerken, geraten die zwei im Handumdrehen in eine Situation, aus der sie so leicht nicht wieder rauskommen. Rothman wählt mit der Wüste einen sehr untypischen Aufenthaltsort für ihren Vampir und bricht ein weiteres Mal gesellschaftliche Konventionen, indem sie weibliche Lust und Begierde zeigt. 

Eine bissige Einleitung gab im Übrigen der Kurzfilm „Audition at Mystero“ von Mariangela Pluchino aus Finnland, der definitiv auch Durst auf mehr erweckt.

Samstag, 12. Oktober – Vampiros Sexos (1988)

„I Was a Teenage Zabbadoing and the Incredible Lusty Dust-Whip from Outer Space conquers the earth versus the 3 psychedelic stooges of Dr. Fun Helsing and fighting against surf-vampires and sex-nazis and have troubles with this endless titillation title” – So lautet der vollständige Titel des letzten Films der Nachtvisionen und genauso verwirrend und absurd war wohl auch der dazugehörige Film. Durch kontaminiertes Olivenöl wird ein Virus verbreitet, das die Wiener Szene süchtig nach Sex und Blut macht. Schneller als man sich mit Kruzifix und Knoblauch zur Wehr setzen kann, braut sich auch schon ein Sturm aus tödlichen Gruppenorgien und Krawallen in der Stadt zusammen. Wohl gar nichts an diesem Film ist normal, provokanter geht es wohl kaum. Doch genau dieses Zusammenspiel aus Weirdness, Nacktheit und Synthie-Sounds machen den Film zu einem Meisterstück seiner ganz eigenen Art. 

Bevor es nach diesem Underground-Schocker dann in die KULT Bogen-Bar ging, gab es noch ein sehr aufschlussreiches Filmgespräch mit Filmemacher und Kurator Paul Poet und Stefan Grissemann, der übrigens auch am Sound und als Schauspieler selbst im Film mitgewirkt hat. 

Wer nun Durst auf mehr Vampirgeschichten bekommen hat und traurig ist, diese einzigartigen Stücke verpasst zu haben, soll keine Angst haben: Das Team hat bloß drei von 50 in Frage kommenden Filme für diese Tage gewählt, es wird also sicher noch einmal eine weitere Vampirausgabe der DIAMETRALE Nachtvisionen geben. 

Bis dahin kann man sich ab dem 10. November im Leokino mit dem spanischen Film „Arrebato“ (1979) die Abende schaurig gestalten. 

Titelbild von: Dino Bossnini (Instagram: @dinobossnini)

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