Folge
Newsletter
Anmelden

Chasing the High

Hast du dich schon immer gefragt, was Läufer*innen so unglaublich gut daran finden, bei maximaler körperlicher Anstrengung kilometerlange Runden in der kalten Natur oder in stickigen Sporthallen zu drehen? Darauf gibt es viele Antworten, eine davon ist sicherlich die Chance, das unter Läufer*innen berühmte “Runner’s High” einmal selbst zu erleben. Genaueres zu dem spannenden biologischen Phänomen erfährst du in diesem Artikel.

Der rostige Geschmack von Blut liegt mir im Mund, als ich tief einatme und neue Luft in meine Lungen strömt. Der Wind peitscht mir unbarmherzig kalt ins Gesicht, als ich den Kopf drehe und den Anblick der sich rings um mich auftürmenden Berge bestaune, deren weiße Spitzen noch von den letzten Resten des Winters zeugen. Der heutige Lauf ist besonders anstrengend; die Muskeln in meinen Beinen und meinem Bauch schmerzen vor Anstrengung und jeder Atemzug, der sich meiner Brust entringt, brennt wie Feuer in meiner Kehle. Ich habe gerade einmal die Hälfte meiner üblichen Distanz geschafft und gerade beschleichen mich Zweifel den Rest der Strecke unter diesen Bedingungen bewältigen zu können, als ich es plötzlich spüre – eine Art Rausch befällt meinen Körper, lässt mein Blut singen und schickt neue Kraft in meine müden Glieder. Mein Atem geht plötzlich wieder regelmäßig und eine kribbelnde Euphorie macht sich in mir breit, die mich (das spüre ich instinktiv) stundenlang weiterlaufen lassen könnte.

Was ich hier erlebe – und worauf manche Läufer*innen ihr ganzes Leben lang vergeblich warten – ist das sogenannte “Runner’s High”; eine Art Ekstase, die bei einer läuferischen Betätigung über einen längeren Zeitraum hinweg getriggert werden kann. Dass das Laufen (besonders in der freien Natur) förderlich für unsere Gesundheit ist, uns nachhaltige körperliche Vorteile verschafft und sogar das Sterberisiko senkt, dürfte die meisten nicht überraschen. Das mysteriöse “High” jedoch, das noch nicht einmal alle Jogger*innen erleben, stellt ein deutlich unbekannteres und auch biologisch komplizierteres Phänomen dar. So wurde lange Zeit angenommen, dass sich der Zustand auf eine gesteigerte Anzahl an ausgeschütteten Endorphinen im Blut zurückführen ließe, was jedoch nur die verbesserte Leistung der Muskeln und nicht die euphorische Gefühlslage von Läufer*innen erklärte, da Endorphine aufgrund ihrer Oberflächenstruktur die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können. Stattdessen konnte in den letzten fünf Jahren bewiesen werden, dass vielmehr die Ausschüttung winziger Neurotransmitter namens “Endocannabinoide” für die subjektive Ekstase verantwortlich ist, da sie die Blut-Hirn-Schranke problemlos überwinden. 

Leider gibt es keine Garantie dafür, das berühmte High selbst zu erleben – in einem entspannten Tempo zu laufen, sich schon kurz vor Beginn des Laufs mit Musik in Stimmung zu bringen und gemeinsam mit anderen zu laufen, steigert die Chancen jedoch erheblich. Kleiner Fun Fact zum Schluss: Der beim Laufen aufgewirbelte Dreck und Staub enthält Bakterien, die bei Inhalation der laufenden Person eine antidepressive Wirkung im Körper entfalten. 

Quellen: 

https://www.onepeloton.com/blog/runners-high/ 
https://worldathletics.org/personal-best/lifestyle/science-behind-runners-high 
https://pixabay.com/illustrations/fitness-training-sport-workout-8436380/ 

Total
0
Shares
Vorheriger Artikel

(frau)

Nächster Artikel

Kaibutsu dareda? – Errätst du, wer das Monster (2023) ist?

Verwandte Artikel