Der jährliche Safe Abortion Day am 28.09.23 lenkt weltweit die Aufmerksamkeit auf die reproduktiven Rechte und den Zugang zum sicheren und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch für alle. Dieser Tag erinnert uns daran, weshalb der Kampf um reproduktive Rechte und Selbstbestimmung so wichtig ist und unaufhörlich fortgeführt werden muss.
Weltweit wird die Selbstbestimmung über den eigenen Körper oft in Frage gestellt und reproduktive Rechte sind in vielen Regionen eingeschränkt. Zum Beispiel sind Abtreibungen in Ländern wie El Salvador, Uganda und Saudi-Arabien, Iran, Irak, Katar sowie auch Polen stark reguliert oder verboten.
Doch auch in Tirol oder Vorarlberg ist die Situation prekär. Schwangerschaftsabbrüche sind immer noch illegal! Rechtlich betrachtet ist ein Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten drei Monate seit Einführung der Fristenlösung in den 1970er-Jahren lediglich straffrei. Tirol war ab den späten 1960er-Jahren eines der Zentren der sogenannten zweiten Frauenbewegung, die sich für die Fristenlösung einsetzte. Auf Schwangerschaftsabbrüche stand zu jener Zeit noch bis zu fünf Jahre schwerer Kerker.
Außerdem gab es in Tirol bislang (Stand 2023) nur einen einzigen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt – außerhalb von Innsbruck keine. Weitere – in der Bezirkshauptstadt Lienz in Osttirol – sind aber etwa zweieinhalb Stunden Autofahrt von Innsbruck entfernt.
Abgesehen von der erschwerten Erreichbarkeit am Land kostet eine Abtreibung in Tirol fast 900€ und wird nicht von der öffentlichen Krankheitskasse übernommen. Wer soll sich das in einer Notsituation leisten?
Die Regierung hat diskutiert, ob Abbrüche in Kliniken stattfinden könnten (wie in anderen Bundesländern) – und nach Druck durch christlich-fundamentalistische Gruppen beschlossen, dass es in diesem Fall keine sichere Gesundheitsversorgung in öffentlichen Kliniken bräuchte.
Doch Gesetze, die den Zugang zu Abtreibungen einschränken, beeinträchtigen die Selbstbestimmung sowie die Gesundheit. Organisationen wie das Guttmacher-Institut oder die Welt Gesundheitsorganisation (WHO) betonen, dass Gesetze, die den Zugang zu sicheren Abtreibungen erschweren, oft nicht dazu führen, dass weniger Abtreibungen stattfinden, sondern lediglich unsichere Methoden fördern und schwangere Personen in Gefahr bringen.
Grundsätzlich müsse auch das Ziel sein, „dass es so wenig ungewollte Schwangerschaften wie möglich gibt.“ Darum sollte ein großer Schwerpunkt Aufklärung an Schulen und kostenfreie Verhütungsmittel sein!
Die Wichtigkeit sicherer, kostenloser Schwangerschaftsabbrüche
1. Gesundheitliche Sicherheit: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ein unsicherer Schwangerschaftsabbruch eine der Hauptursachen für schwere gesundheitliche Komplikationen und sogar Todesfälle bei schwangeren Personen weltweit. Der Zugang zu medizinisch betreuten Abtreibungen reduziert diese Risiken erheblich.
2. Autonomie und Gleichstellung: Das Recht auf Abtreibung ist eng mit dem Grundsatz der Autonomie verbunden. Es ermöglicht Menschen, über ihren eigenen Körper und ihre Lebenspläne zu entscheiden, unabhängig von äußeren Einflüssen. Dies fördert die Geschlechtergleichstellung und die individuellen Freiheiten.
3. Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen: Ungeplante Schwangerschaften können das Leben einer Person drastisch verändern. Das Recht auf Abtreibung ermöglicht es Menschen, in schwierigen Lebensphasen Entscheidungen zu treffen, die zu ihren individuellen Umständen passen.
Der Safe Abortion Day ist eine Erinnerung daran, dass der Kampf für reproduktive Rechte niemals endet.
Demonstration
DO, 28.09.23
ab 17:00 Uhr
Innsbruck-Goldenes Dachl