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Über das Ankommen

Hinter den Fensterläden tummeln sich die Geräusche der Nacht. Das Rauschen des auf- und abfahrenden Aufzugs, das Surren des Eingangstors im Erdgeschoss, die Schritte im Treppenhaus. Draußen vermischen sich Wortfetzen, die ich nicht verstehe; sie greifen ineinander, weben einen dichten Stoff, schichten Klänge und Stimmen. Dann: Sirenen, Hupen, unzählige Motoren auf der dreispurigen Straße, die am Rande der Stadt zur Autobahn wird. Ich bilde mir ein, den nahen Fluss fließen zu hören, den rhythmischen Flossenschlag des winzigen Fischs im Aquarium, das man mir ins Zimmer gestellt hat. Ich vermisse das Zwitschern der Vögel, das ich mal als störend empfunden und an das ich mich schließlich gewöhnt habe.

Auch um diese Zeit rollt noch die Hitze durch die engen Gassen und die breiten Prachtstraßen. Sie kriecht durch Eingangstüren und steigt Innenhöfe empor, bahnt sich ihren Weg durch Hausflure und breitet sich schließlich aus in jedem Zimmer. Die Mücken sirren, die Stiche jucken. Ich bin weder wach noch müde, schwebe zwischen Nacht und Tag, zwischen den Wänden meiner neun Quadratmeter, zwischen der drei Meter hohen Decke und dem knarzenden Holzboden, zwischen einem alten und einem neuen Zuhause, zwischen weggehen und ankommen. Mein Blick fällt auf den namenlosen Fisch im Aquarium, um den ich mich seit ein paar Tagen kümmere. Als die Geräusche der Nacht nach und nach verstummen und ich endlich müde werde, fühle ich mich ihm seltsam nahe.

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