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Let’s talk about Twilight – oder auch die Verklärung einer toxischen Beziehung

Twilight – ein Phänomen, das vor circa dreizehn Jahren ganze Massen von Jugendlichen begeistert hat. Heute traut sich das irgendwie niemand mehr so laut zu sagen, abgesehen von den eingefleischten Fans, und das hat mehrere Gründe: Die Romane vermitteln kritische Inhalte, die im ersten Teil der Kolumne Let’s talk about beleuchtet werden.

Die Protagonistin Bella Swan kommt am Anfang des ersten Buches in ein verregnetes Städtchen und trifft dort auf Edward Cullen, der sich von seinen Mitschüler*innen absondert. Er weckt Bellas Interesse, was dazu führt, dass sie schließlich sein Geheimnis aufdecken kann. Die beiden werden schlussendlich ein Paar und heiraten im vierten Teil. Soweit zum Plot der Roman- und Filmreihe Twilight.

Die beiden Hauptfiguren Bella und Edward machen wohl einen sehr großen Teil aus, warum die Bücher bzw. Filme heute als eher problematisch angesehen werden. Bella ist eine siebzehn Jahre alte und damit minderjährige Schülerin, als sie auf ihren späteren Ehemann trifft, der nebenbei bemerkt ein bereits über hundert Jahre alter Vampir ist. Sie kommt in die Stadt Forks, um ihrer Mutter und ihrem neuen Freund Freiraum zu geben. Eigentlich will sie nicht dorthin und macht sogar deutlich, wie sehr ihr diese Stadt zuwider ist. Sie möchte es allen anderen recht machen, auch wenn sie selbst unter diesen Entscheidungen leidet. Bella hat schon früh begonnen, Verantwortung zu übernehmen und musste deshalb schnell erwachsen werden. In der neuen Stadt lebt sie bei ihrem Vater, wo sie prompt die Führung des Haushaltes übernimmt. Dort trifft sie auf Edward, der sich als Siebzehnjähriger ausgibt und sofort auf Abstand zu ihr geht. Der Grund: Bellas Blut übt eine sehr starke Wirkung auf ihn aus. Edward und seine Familie gehören zu den sogenannten Vegetarier*innen der Vampirwelt, sie jagen Tiere und keine Menschen. Bella kann Edwards Geheimnis schließlich aufdecken, woraufhin es zu einem eher verstörenden Dialog kommt.

Edward: I’m the world’s most dangerous murderer. Everything about me invites you in. My voice, my face, even my smell. As if I would need any of that. As if you can outrun me.  As if you can fight me of. I am designed to kill.
(Ich bin der gefährlichste Mörder der Welt. Alles an mir lädt dich ein. Meine Stimme, mein Gesicht, sogar mein Geruch. Als würde ich irgendetwas davon brauchen. Als ob du mir davon laufen könntest. Als ob du dich verteidigen könntest.)

Bella: I don’t care.
(Das kümmert mich nicht.)

Edward: I’ve killed people before.
(Ich habe schon Menschen getötet.)

Bella: It doesn’t matter.
(Das spielt keine Rolle.)

Edward: I wanted to kill you. I’ve never wanted human blood so much in my life. (Ich wollte dich töten. Ich wollte menschliches Blut noch nie mehr in meinem Leben.)

Bella: I trust you.
(Ich vertraue dir.)

Edward: Don’t.
(Tu das nicht.)

Bella: I am here. I trust you.
(Ich bin hier. Ich vertraue dir.)

Bellas Reaktion auf Edwards Aussagen ist ein weiteres Beispiel darauf, dass sie keine Rücksicht auf sich selbst nimmt. Sie bringt sich dafür, dass sie mit Edward zusammen sein könnte, willentlich in Gefahr. Sie vertraut jemandem, dem sie erst kurz zuvor begegnet ist und der ihr mitteilt, dass er bereits Menschen ermordet hat. Auch als Edward gesteht, dass er sie töten wollte, lässt sie das nicht zurückschrecken, sie betont daraufhin sogar zweimal, dass sie Edward vertraut.

Sowohl ihre Reaktion im obigen Dialog als auch ihre Entscheidung nach Forks zu ziehen sind zwei klare Marker dafür, dass Bella Swan ein Selbstwertproblem hat.

Edward zeigt im weiteren Verlauf der Reihe toxisches und übergriffiges Verhalten. Im ersten Roman kommt heraus, dass Edward über Monate hinweg bei Bella eingebrochen ist und sie beim Schlafen beobachtet hat, ohne dass sie davon wusste. Er folgt Bella überallhin, mit der Begründung, dass er auf sie aufpassen will, er weiß alles über sie, wo sie sich gerade aufhält und mit wem sie spricht. Edward zeigt bereits hier ein eindeutig kontrollierendes Verhalten, er stalkt sie regelrecht. Das äußert sich ebenfalls darin, dass Edward Bella dazu bringt, sich von ihren Freund*innen und ihrer Familie zu distanzieren. Das geht dann sogar soweit, dass er ihr Auto so manipuliert, dass sie nicht mehr damit fahren kann. Sobald er in der Nähe ist, interessiert sich Bella nur noch für ihn. Edward kontrolliert Bella also nicht nur, sondern stalkt sie auch. Ein Verhalten, dass in Twilight durch den Deckmantel der Liebe romantisiert wird.

Die beiden werden ein Paar, zumindest bis zum Anfang des zweiten Teils der Reihe, als Edward mit seiner Familie wegzieht und Bella in eine tiefe Depression verfällt. Als Bella darauf kommt, dass sie Edward sieht, wenn sie sich in Lebensgefahr begibt, tut sie dies wiederholt: Sie fährt auf einem Motorrad, ohne jemals wirklich gelernt zu haben, wie man damit fährt. Sie trägt dabei im Übrigen keinen Motorradhelm. Bei dieser Fahrt stürzt sie und verletzt sich. Bella springt später von einer Klippe, sie unterschätzt allerdings die Strömung und kann erst in letzter Sekunde gerettet werden. Edward meint nun jedoch, dass Bella wirklich umgekommen ist und versucht deshalb, sich selbst das Leben zu nehmen. Das zeugt von einer massiven Co-Abhängigkeit, die sich an mehreren Stellen im Buch immer wieder zeigt.

Edward nötigt Bella am Ende des dritten Teils ihn zu heiraten, die Hochzeit findet im finalen Teil der Saga statt. Im Verlauf der Flitterwochen wird Bella von Edward schwanger. Edward verletzt sie außerdem, während dem Geschlechtsverkehr aufgrund der Tatsache, dass er sich wohl nicht mehr beherrschen konnte. Auch dieses Szenario zeugt nicht gerade von einem gesunden Selbsterhaltungstrieb von Seiten Bellas. Als Edward von der Schwangerschaft Bellas erfährt, will er unbedingt, dass sie das Kind abtreibt. Bellas Meinung, sie will das Kind behalten, ist für ihn nicht von Belang.

Bella und Edward reihen sich in einen ganzen Kanon von Büchern und Serien, die sehr toxisch sind. Dazu gehört auch die Buchserie Fifty Shades of Grey, die als nächstes in der Kolumne thematisiert wird.

(C) Beitragsbild: pixabay

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