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111 Jahre Internationaler Frauentag

Ausschnitt eines Plakats zum Internationalen Frauentag 1914 @Gemeinfrei

Am 8. März findet jedes Jahr der Internationale Frauentag statt. Im Zentrum stehen Themen wie die Gleichberechtigung der Frau. Menschen auf der ganzen Welt gehen auf die Straße und setzten sich gegen Diskriminierung ein – und das seit über 100 Jahren.

Aller Anfang

Die Wurzeln der Idee für einen politischen Frauentag liegen in der Arbeiterinnen-Bewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, wenn auch unklar ist, wo die Idee erstmals auftauchte. Als eine der prägenden Initiatoren des Internationalen Frauentagesgilt Clara Zetkin, eine deutsche Politikerin. Bereits 1910 forderte sie dessen Einführung und das mit Erfolg. Am 19. März 1911 wurde erstmalig ein solcher Tag begangen – damals nur in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz, begleitet und unterstützt von großen Demonstrationen, unter anderem in Wien. Das Thema war die Forderung nach freien und geheimen Wahlen, bei denen auch Frauen politische Rechte haben. Diese Forderung wurde in Österreich am 12. November 1918 erfüllt. In Deutschland wurde ebenfalls im November 1918 eine entsprechende Verordnung verabschiedet, und am 19. Januar erstmals umgesetzt. Finnland dagegen beschloss schon 1906 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen, und waren damit die absoluten Vorreiter. Andere Länder dagegen mussten länger um das Frauenwahlrecht kämpfen. Beispielsweise wurde in der Schweiz erst 1971 ein Frauenstimmrecht eingeführt. Bis Frauen in der Schweiz aber in allen Kantonen alle politischen Rechte zugestanden wurden, vergangen noch fast 20 Jahre. Im letzten Kanton, Appenzell Innerhoden, wurde als Folge einer Klage von Frauen im November 1990 das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene eingeführt

Seit dem Jahr 1921 wird der Frauentag am 8. März gefeiert. In den ersten Jahren standen vor allem Themen, wie politische und gesellschaftliche Rechte, sowie Schulbildung. Warum sich gerade der 8. März durchgesetzt hat, wird unterschiedlich gedeutet. Ein Datum, welches in diesem Zusammenhang genannt wird, ist der 8. März 1917. An diesem Tag begann in einem armen Viertel in Petrograd, Russland, Bewohnerinnen einen Streik, welcher als einer der Auslöser für die Februarrevolution in Russland gewertet wird.

NS-Zeit

Der „Internationale Frauentag“ wurde im letzten Jahrhundert nicht durchgehend gewürdigt. In Deutschland, wo während der Weimarer Republik bereits der 8. März gefeiert wurde, wurde dieser 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verboten. Dieser galt als Erfindung der Linken, umgesetzt durch Sozialdemokrat*innen und die kommunistischen Partei, was der nationalsozialistischen Regierung ein Dorn im Auge war. Auch die mit dem Tag verbundene Idee Frauen Gleichberechtigung zu ermöglichen und in das Berufsleben einzugliedern, widersprach der nationalsozialistischen Ideologie. Diese sahen Frauen in der Rolle der Hausfrau und Mutter. Nach dem Ende des Dritten Reiches wurde der Frauentag in der Sowjetunion und in der DDR wieder eingeführt, und in der Bundesrepublik im Grundgesetz verankert.

1960er und 1970er Jahre

In den 1960er und 1970er Jahren rückte der Tag wieder mehr in den Fokus. Die Zeit war geprägt durch die 68er-Bewegung, in der Themen wie sexuelle Selbstbestimmung, Verhütung und auch Abtreibung in das Rampenlicht rückten. Frauen waren aber noch in vielerlei Hinsicht ihren Ehemännern ausgeliefert. So darf eine Frau in Deutschland erst seit 1977 ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes arbeiten und Vergewaltigung innerhalb der Ehe ist erst seit 1997 strafbar.

Seit dem Jahr 1977 wird der Internationale Frauentag weltweit begangen. In einer Resolution der UN-Generalversammlung wurden alle Staaten aufgefordert, diesen Tag den Rechten der Frau zu widmen.

2022

Weltweit wird dieses Jahr unter dem Hashtag #BreaktheBias in den sozialen Medien auf den Internationalen Frauentag aufmerksam gemacht. Im Zentrum stehen Stereotype und Vorurteile gegenüber dem weiblichen Geschlecht, aber auch die Folge von sozialen Ungerechtigkeiten.

In vielen Bereichen ist Gleichberechtigung noch ein langer Weg. So betrug beispielsweise laut statistica.com der Anteil an Frauen in Vorständen in den 200 größten deutschen Unternehmen im Jahr 2021 14,7 Prozent, in DAX-Unternehmen 17,5 Prozent und der Anteil an Professorinnen an deutschen Hochschulen im Jahr 2020 26,3 Prozent.

Auch UN Women Austria gedenkt am 08. März 2022 Frauen auf der ganzen Welt. Unter dem Motto „Geschlechtergleichstellung heute und für ein nachhaltiges Morgen“ wird dem Beitrag von Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt für eine nachhaltige Zukunft wertgeschätzt. Weltweit werden am Internationalen Frauentag Veranstaltungen und Demonstrationen geplant, die Missstände kritisieren und sich für eine Gleichberechtigung einsetzen. Zwar ist das letzte Jahrhundert von vielen positiven Fortschritten geprägt, aber das Ziel der Gleichberechtigung ist noch ein langer Weg. Der diesjährige Internationale Frauentag ist von den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine überschattet. Frauen fliehen zusammen mit ihren Kindern vor dem Krieg. So gilt ein besonderes Gedenken diesen Frauen, die ihre Heimat zurücklassen, sei es die Ukraine oder auch andere Länder auf der Welt, und gerade während der Flucht einem hohen Risiko sexualisierter und gewaltspezifischer Gewalt ausgesetzt sind. Auch die Arbeit von vielen Frauenorganisationen wird teilweise durch Kriege stark eingeschränkt. Das führt vor Augen, wie wichtig ein solcher Tag ist und wie viel noch getan werden muss. So sagte die Frauenrechtsaktivistin Fannie Lou Hamer einmal: „Niemand ist frei, bis alle frei sind.“

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