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Pólemos

Krieg ist der Vater aller Dinge – so sprach Hobbes einst.

In mir rebelliert es. Schreit, begehrt auf. Das Wesen der Wirklichkeit kann doch nicht aus Gewalt bestehen. Verächtlich blicke ich auf diesen Satz und bedaure seinen Verfasser ob dieser Eingeschränktheit.

Doch ist nicht ständig alles im Fluss? Verwirft sich; verstrickt sich; verirrt sich? Und ordnet sich dann neu? Gleich dem cartesischen Wachs, das einmal dem Feuer ausgesetzt, all jenes verliert, das es zu dem macht, was es ist.

Doch besteht nicht gerade darin ein pólemos*? Liegt nicht all den Erscheinungsformen ein Kampf zugrunde der sie erst in Erscheinung treten lässt? Gespeist vom Willen zu Macht, getrieben vom Wunsch zu bestehen?

Das Leben schwingt! Mal auf und ab, mal horizontal und verkettet und dann: Mal gar nicht. Nur um sich im nächsten Augenblick selbst wieder einzuholen – zu überholen.

Liegt es nicht auch im Begriff des Lebens, manche Kämpfe zu verlieren? Niemand kann stetig siegen. Gebrauchst du zu viel Kraft um über das Leben zu verfügen, so wird es sich am höchsten Punkt deiner Anstrengungen ins Gegenteil verkehren und das Leben wird über dich verfügen.

Es schwingt. Es singt. Es vibriert in deiner Seele. Was kommt nach dem Übermenschen? Der Fall? Was hohe Kronen trägt, muss auch tief verwurzelt sein. Das Elysium* verlangt nach dem Abyss*. Lechzt danach – streckt gleich einer Spinne seine langen, feingliedrigen Finger nach dem Untastbaren aus.

Niemand kann sich stetig selbst überkommen. So bleibt der Übermensch ein Ideal; so erfährt der Augenblick als Ureigentlichstes eine Tragik.

*Pólemos… altgriechisch für Kampf / Krieg
*Elysium… die Insel der Seligen in der griechischen Mythologie
*Abyss… Unterwelt in der biblischen Mythologie

Bild: unsplash.com

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