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Groß, größer, der große Gatsby

Ensemble, Band (c) Birgit Gufler
Es begann mit einem Feste und endete mit einem Knall.

Spätestens ab dem Zeitpunkt, als der vermeintlich Fremde, dem guten old sport, die letzte Ehre erwies und vor Ehrfurcht seinen Hut hob, wussten alle Anwesenden, welches Werk, gerade über die Bühne ging…die Rede ist von der Uraufführung des Tanztheaters Der große Gatsby von Enrique Gasa Valga, die am Samstagabend, den 29. Oktober, im Großen Saal des Tiroler Landestheaters stattfand.

Schon im Vorraum des ehrwürdigen Landestheaters, war Aufregung, Vorfreude und etwas Spannung in der Luft zu spüren. Als jedoch das Publikum vom Mysterium Jay Gatsby, aufgefordert und eingeladen wurde, den Krieg, die Pandemie und die herausfordernden Zeiten, zumindest für einen kurzen Moment zu vergessen und gemeinsam ein Fest zu feiern, war die Anspannung verflogen und jeglicher Bann gebrochen. Der Startschuss für eine scheinbar endlose Feier, dem wilden Leben, intimen Tänzen und hochemotionalen Dramen. Alles, was zu einer guten Party, oder zum ganz normalen Leben dazugehört…

Michele Anastasi (Gatsby), Band
(c) Birgit Gufler

Das auf dem gleichnamigen Roman basierende Stück von F. Scott Fitzgerald, handelt von Jay Gatsby; einem reichen, mysteriösen und in sich gekehrten Mann, der nach Long Island zieht, um seine Jugendliebe Daisy zurückzuerobern. Gleich zu Beginn freundet er sich mit Daisys Cousin Nick an und die beiden leben ein wildes, scheinbar sorgenfreies Leben. Gatsby liebt es, große Feste zu feiern und ertränkt seine Einsamkeit in ständiger Gesellschaft. Dabei spielt Treue in den Liebesbeziehungen um Gatsby herum nur eine Nebenrolle. Und so geben sich auch Gatsby und die inzwischen verheiratete Daisy, einem wilden Kampf, zwischen wahrer Liebe und rationalem Verstand hin. Ein Kampf der am Ende Opfer bringen muss…

Michele Anastasi (Gatsby), Camilla Danesi (Daisy)
(c) Birgit Gufler

Die Inszenierung eines Romans mit rein tänzerischen Komponenten ist herausfordernd – nicht nur für die Regie, sondern auch für das Publikum. So empfiehlt sich, die Handlung vorab nochmals in Erinnerung zu rufen. Denn die Umsetzung und das bescheidene Bühnenbild lässt viel Platz für freie Interpretation. Jedoch gelang es dem Regisseur durchaus, die Emotionen, sowie Dialoge und Handlungsstränge einzufangen und nachvollziehbar umzusetzen. Besonders in Verbindung mit der diversen Musikauswahl von modernen Stücken und jazzigen Elementen, umgesetzt von einer Liveband, hatte die Geschichte einen roten Faden und verhalf zu einer bunten Imagination.

Das Stück ist eine Inszenierung des Lebens, der Leichtigkeit und der Lust, der Liebe und der Leidenschaft. Hand in Hand mit der Eifersucht und Tristesse, einer Unmöglichkeit, einer verpassten Chance, einer verlorenen Liebe. So litt das Publikum schlussendlich doch mit Jay Gatsby mit, erkannte sich womöglich selbst wieder. Denn Gatsby ist beliebt, die Leute begehren ihn. Doch ist es er selbst, seine Feste oder seinen Wohlstand, was alle aufsaugen wollen? Ist es die wilde Ekstase die ein Hoffnungsschimmer im tristen Alltag ist, eine Möglichkeit um Verluste zu ertragen oder der Realität zu entfliehen? Ist dieses Verlangen oder besser gesagt dieses Gefühl nicht das, was uns schlussendlich einsam macht, aber gleichzeitig alle verbindet?

So durchlebte das Publikum gemeinsam einen rasanten und bunten Einblick in das Leben des Jay Gatsby und würdigte die durchaus gelungene Performance mit Standing Ovations, wonach es anschließend die Vorstellung mit einem Lächeln auf den Lippen und Kribbeln in den Beinen verließ.

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