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Erzählen, was erzählenswert ist – Women* of Innsbruck

Ein kleiner Hinterhof in Wilten, ein bisschen gute Musik, interessante Menschen und köstliche Getränke machten den Abend des 19. 11. zu einem Tag, an den ich mich bestimmt noch lange erinnern werde. In der Distillery in der Leopoldstraße fand nämlich ein Workshop mit anschließender Vernissage, organisiert von Women* of Innsbruck statt.

Ich bin fast die erste, die die Halle der Distillery betritt. Es ist ein großer Raum, eine weiße Treppe in der Mitte, mit deckenhohen Fenstern und moderner, schlichter Einrichtung. Direkt an der Tür werde ich freundlich begrüßt, der Mann stellt sich mir als Peter vor. Er ist Teil des Organisationsteams des heutigen Abends. Wir reden kurz über den Ablauf, den Besucher*innen erwarten können und ich mache einige Bilder.

So langsam trudeln auch andere Menschen ein und wir versammeln uns in einem Raum hinter einer weiteren Glasscheibe. In der Mitte des Raumes steht ein großer Sitzungstisch, darum herum sind Stühle aufgestellt, auf dem Tisch stehen Wassergläser. Neugierig sehe ich in die Gesichter von etwas mehr als ein Duzend Frauen. Was mich erwartet, kann ich noch nicht sagen, ich weiß nur, dass es ein Workshop sein wird, geleitet von Christine Egger. Dass es so emotional, so nah und offen, so herzlich wird, dass ich mich so verstanden und aufgehoben fühlen würde, hätte ich nicht gedacht. Wir sprechen über Probleme und Schwierigkeiten, die am Arbeitsmarkt existieren und mit denen Vereine und Organisationen konfrontiert sind. Es stellt sich heraus, wie wichtig ein Netzwerk dabei sein kann, um Steine aus dem Weg zu schaffen, Kontaktdaten auszutauschen und miteinander teilen, in welchen Bereichen wir uns untereinander unterstützen können. Die Zeit vergeht schnell und die Vernissage von Women* of Innsbruck beginnt nach einer kurzen Pause mit Pizza und Getränken.

Women* of Innsbruck?

Im Mai 2022 hatten die Organisator*innen Veronika und Peter genau in dem Raum, indem heute die Vernissage stattfindet die Idee, die Geschichten und Errungenschaften von Frauen* in Innsbruck sichtbar zu machen und zu „erzählen was erzählenswert ist“, mit dem Hintergedanken, dass deren Arbeit oft klein gehalten und unsichtbar gemacht wird.

„Gebührende Anerkennung und Wertschätzung von bislang unauffälligen Geschichten. Aufzeigen, was möglich ist. Dem bislang verborgenen eine Bühne bieten.“

So beschreibt Women* of Innsbruck die Idee auf der Website

Sie wollten zudem die vielen verschiedenen Bubbles in Innsbruck zusammenbringen und zur Vernetzung anregen. Daraufhin erstellten sie eine Website, suchten nach Kooperationen und koordinierten ein Nominierungssystem, in dem bis zum 15. August 2022 Jede*r Frauen* nominieren konnte. Eine Jury und einige Kooperationspartner*innen konnten daraufhin abstimmen, wer sie am meisten begeisterte und diese neun Frauen* wurden daraufhin porträtiert. Diese Porträts wurden den Besucher*innen der Vernissage am 19.11 vorgeführt.

Die Jury:
Barbara Nessler ist österreichische Politikerin, Bezirkssprecherin der Grünen Innsbruck und seit 2019 im Nationalrat.
Eva Jöchl ist Sportlerin, fährt Ski, segelt und arbeitet unter anderem als Designerin. Isabelle Brandauer ist Amtsvorständin des Kulturamts der Stadt Innsbruck.
Lisa Shelton ist Bloggerin, Kochbuchautorin, sie leitet Kochworkshops und bietet Schulungen zu gesunder Ernährung an.

Der Abend

An durchsichtigen Seilen schweben Porträts von Frauen* im Raum, der sich ab 18:30 Uhr langsam füllt. Wir stehen herum, trinken und essen das Knabberzeug auf den Stehtischen. Der Raum ist hell und kühl, es läuft Musik von Katha und immer lauter werdendes Stimmengewirr erfüllt die Luft. Es wird erst stiller, als jemand gegen ein Glas klopft und die Organisator*innen Veronika und Peter sich auf die weiße Treppe mitten im Raum stellen.

Sie begrüßen die Besucher*innen und stellen sich und ihr Projekt kurz vor. Auch Barbara Nessler spricht stellvertretend für die Jury und endet mit „die Enge der Täler in Tirol fördert nicht gerade den Weitblick“. Danach werden die porträtierten Frauen* gebeten, sich und ihre Arbeit mit den Besucher*innen zu teilen. Es sind interessante, bewegende Geschichten, wir lachen und sind gerührt. Der Abend erfüllt mich mit Freude und auch Bewunderung, die Gespräche untereinander geben mir Mut, an meinen Träumen und Wünschen festzuhalten.

Als ich mich verabschiede, geht es mir gut und die Frauen* die ich heute kennengelernt habe, werden mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.

Die Frauen*

Im Laufe der nächsten Wochen wird women* of innsbruck und auch Die Zeitlos die verschiedenen Frauen* vorstellen und ihnen damit die Bühne geben, die sie verdienen.

  1. Britta Fürle, ist Sportlerin und Trainerin und „hätte [sich] gern Mut angetrunken, aber das ist im neunten Monat nicht mehr möglich.“
  2. Jana Ganzmann ist Mitgründerin von Impact Hub.
  3. Çağla Bulut ist Journalistin und arbeitet im Bereich von intersektionaler Diskriminierung. Sie ist der Meinung, dass „unser Bildungssystem nicht darauf ausgerichtet [ist], Menschen mit Migrationsgeschichte zu unterstützen“
  4. Pia Koenig bietet Skateboardkurse mit geflüchteten Kindern an.
  5. Daniela Hochmuth setzt sich für Klimagerechtigkeit ein und will neben dem Kreislauf der Wirtschaft auch den Kreislauf in uns schließen.
  6. Jolanda L. bedankt sich, dass sie da sein kann.
  7. Anna Greil entwickelt eine Kleidertausch-App, die funktioniert wie Tinder.
  8. Ayse Maluhan als Sprachtrainerin steht für eine Gesellschaft, die nicht auf „entweder, oder sondern auf sowohl als auch“ ausgerichtet ist.
  9. Anna Covelli ist Autorin, gibt Informationen zu Veganismus weiter und bildet sich gerade zu den Themen Mindfulness und Meditation weiter.

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