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110 Jahre Titanic

14. April 1912, gegen 23:40: Ein Schiff rammt einen Eisberg. Circa zweieinhalb Stunden später versinkt es im eisigen Atlantik. Mehr als 1.500 Menschen verlieren bei dem Untergang ihr Leben. 85 Jahre später wird der Dampfer durch den heute wohl bekanntesten Film zur Legende – die Titanic.

Die Anfänge der Titanic

Der Bau der Titanic beginnt mit ihrer Kiellegung am 31. März 1909 in der Schiffswerft Harland & Wolff in Belfast, nachdem es circa zwei Jahre vorher von Joseph Bruce Ismay, Chef der Reederei White Star Line, und Lord William Pirrie, Direktor der eben genannten Werft, geplant worden ist. Sie entscheiden sich dafür, dass die drei geplanten Schwesternschiffe, die alle zur Olympic-Klasse gehören, von bisher nicht erreichter Größe sein sollen. Dabei wird besonders auf Sicherheit, Komfort und Ladekapazität geachtet. Auch wenn die grundlegende Idee von dem Direktor von Harland & Wolff stammt, so wird diese von drei Männern konkret geplant: Thomas Andrews, der später auch mit auf die Jungfernfahrt der Titanic gehen soll, Alexander Carlisle und Edward Wildling.

Zwei Jahre später, am 31. Mai 1911, wird die Titanic beim sogenannten Stapellauf zu Wasser gelassen. Mit einer Länge von 269, einer Breite von 28,19 und einem Tiefgang von maximal 10, 54 Metern wird die Titanic schließlich am 2. April 1912 als einsatzbereit erklärt. Sie ist zu diesem Zeitpunkt das größte Schiff der Welt.

Die Ausstattung der Titanic

Die Titanic ist in drei Klassen aufgeteilt, wobei die zweite Klasse dem bisherigen Standard der ersten Klasse entspricht. Auch die dritte Klasse ist für die damaligen Verhältnisse (in vergleichbaren Schiffen schliefen die Passagier*innen der dritten Klasse in Schlafsälen) luxuriös. So gibt es auch die Möglichkeit einer Unterbringung in Kabinen. Auch die anderen beiden Klassen sind um einiges opulenter eingerichtet. Die Passagier*innen der ersten Klasse haben beispielsweise die Möglichkeit, à la carte zu speisen. Das Restaurant befindet sich auf dem B-Deck oder in einem Raum auf dem D-Deck.

Es ist zunächst geplant worden, 48 Rettungsboote sowohl auf der Titanic, als auch auf der Olympic unterzubringen. Nach mehreren Gestaltungsänderungen, die alle lediglich die Titanic betreffen, wird die Anzahl auf zwanzig Rettungsboote verringert. Insgesamt steht somit für 1.178 Menschen im Notfall Platz zur Verfügung. Bei dieser Zahl ist noch nicht die absolute Kapazität an Bord der Titanic von 2.400 Passagier*innen und 900 Besatzungsmitgliedern an Passagier*innen ausgeschöpft. Die Todeszahl wäre also noch höher gewesen als es ohnehin der Fall gewesen ist. Mit 1.514 Opfern gilt der Untergang der Titanic als eine der größten Katastrophen der zivilen Schiffsfahrt im 20. Jahrhundert. Zuzüglich der Besatzung sind nämlich 2.224 Menschen an Bord der Titanic, als diese am 10. April 1912 ihre Jungfernfahrt antritt. Platz in einem Rettungsboot haben aber nur die bereits erwähnten 1.178 Menschen. 1.046 der Passagier*innen und Mitglieder der Titanic steht somit ohnehin schon kein Platz in einem Rettungsboot zur Verfügung.

Die Jungfernfahrt

Im Vorfeld der Jungfernfahrt wird kräftig von der White Star Line dafür geworben. Viele Prominente, unter ihnen John Jacob Astor und seine Frau Madeleine oder das Ehepaar Isidor und Ida Strauss, buchen eine Passage der 1. Klasse auf der Titanic. Unter den Passagier*innen sind aber auch viele Auswandernde, die auf eine bessere Zukunft in den USA hoffen. Nahezu alle haben Tickets für die dritte Klasse gekauft.

Ihre Jungfernfahrt beginnt die Titanic in Southampton am 10. April 1912. Der Kapitän ist Edward John Smith, ein erfahrener Mann, was die Seereise anbelangt. Damaligen Gerüchten zufolge ist diese Fahrt sein letztes Kommando. Nach Aufenthalten in Cherbourg und Queenstown – dem heutigen Cobh im Süden von Irland – wird schließlich Kurs auf New York, die finale Destination der Titanic, gesetzt.

Der Besatzung ist schon vorher bekannt, dass das Treibeisfeld in Umfang und Ausdehnung größer ist, als in den Jahren zuvor. Zudem gehen während der Jungfernfahrt mehre Eisbergwarnungen auf der Titanic ein, die jedoch aufgrund des hohen Ausmaßes an Telegrammen der Passagier*innen nicht weitergeleitet werden. Auf der Kommandobrücke fehlen also entscheidende Informationen, was die Positionen von Treibeisfeldern angeht.

Der Untergang

Am 14. April 1912, gegen 23:40 Schiffszeit sieht Frederick Fleet, der diensthabende Ausguck, direkt vor der Titanic einen Eisberg. Er reagiert sofort, läutet Alarm und gibt die Meldung „Eisberg voraus“ an William Murdoch, den Ersten Offizier, weiter. Zu diesem Zeitpunkt ist der Eisberg jedoch vermutlich schon auf der Kommandobrücke bemerkt worden, denn Fleets Kollege Reginald Lee gibt an, dass sich der Bug bereits während der Weitergabe der Information zu drehen beginnt. Obwohl alles dafür getan wird die Kollision zu verhindern, rammt die Titanic den Eisberg seitlich. Sofort dringt das eiskalte Wasser des Atlantiks in das Innere des Schiffes. Doch zunächst sieht die Kollision ziemlich harmlos aus. Weitere 6.000 Liter werden noch in den nächsten zweieinhalb Stunden eindringen. Durch Sekundärflutungen, das heißt durch das Eindringen von Wasser u. a. durch Lüftungsschächte, wird das Sinken der Titanic zusätzlich beschleunigt.

Zusammen mit dem Schiffskonstrukteur Thomas Andrews, sieht Kapitän John Smith sich den entstandenen Schaden an. Da dieser meint, das Schiff werde wohl sehr schnell untergehen, läutet der Kapitän die Evakuierung der 1.316 Passagier*innen ein und weist seine Funker an, Notrufe zu versenden. Es antworten mehrere Schiffe, unter anderem die RMS Carpathia, die circa vier Stunden bis zur Titanic braucht. Obwohl während der Evakuierung aufgrund des Birkenhead-Grundsatzes allgemein Frauen und Kinder bevorzugt werden, gibt es auch Offiziere, die Männer in die Rettungsboote einsteigen lassen. Da die Titanic nur sehr schleichend sinkt, scheint vielen Passagier*innen das riesige Schiff sicherer als die kleinen Rettungsboote, was auch der Grund dafür ist, dass so viele Boote halb leer abgefiert werden. Es ist circa 2:18 Schiffszeit, als sich die Titanic zunehmend steiler aufrichtet. Zwei Minuten später ist sie endgültig versunken. Den Untergang überleben insgesamt 74% der Frauen, 52% der Kinder und 20% der Männer.

Während dem Untergang sind viele Heldentaten begangen worden, die nicht alle aufgezählt werden können. Stellvertretend für alle diese Menschen steht die Kapelle, die bis zum endgültigen Untergang gespielt hat, um den Passagier*innen die Angst zu nehmen. Keiner von ihnen überlebt die Katastrophe.

Die Auswirkungen des Untergangs

Eine der unmittelbaren Auswirkungen des Untergangs der Titanic ist, dass die Heizer (deren Titanic-Kollegen alle verstorben sind) der Olympic am 24. April 1912 streiken, weil auf diesem Schiff ebenfalls zu wenig Rettungsboote sind. Weiterhin führt das Unglück zur ersten SOLAS-Konferenz sowie zu dem Beginn einer Entwicklung eines Detektoren für Eisberge.

Fund und Zukunft der Titanic

Am 1. September 1985 wird das Wrack schließlich von Jean-Louis Michel und Robert Ballard nach langwieriger Suche entdeckt. Eisenbakterien, die das Schiff mit der Zeit auflösen werden, tragen dazu bei, dass die Titanic vom Boden des atlantischen Ozeans verschwinden wird.

Der Mythos der Titanic

Um die Titanic ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Beispielsweise soll die Titanic um das „Blaue Band“ gefahren sein, eine Auszeichnung für die schnellste Atlantiküberquerung. John Jacob Ismay soll dem Kapitän angeblich immer wieder zugesetzt haben, damit dieser die Geschwindigkeit erhöht. Obwohl Passagier*innen ausgesagt haben, dass die Titanic mit voller Geschwindigkeit gefahren sei und einige Sicherheitsmanöver missachtet habe, ist dieser Mythos heute widerlegt. Der Schiffsantrieb der Titanic ist nicht darauf ausgelegt, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen.

Titanic-Museum in Belfast (c) Bettina Plangg

Die Rezeption

Der Untergang der Titanic wird bis heute vielfach weiter aufgegriffen – in der Kunst, der Literatur, Dramen, 

Museen, Ausstellungen  und  Verfilmungen. Die bekannteste Verfilmung dürfte die des Regisseurs James Cameron von 1997 sein, und die 2012 erneut in 3D in die Kinos kam.

(c) Titelbild: pixabay

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