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Die nacht:leben Konferenz – „mehr als nur Feiern“

Am 26. Jänner 2024 veranstaltete die Innsbrucker Club Commission die erste Club-Kultur Konferenz Österreichs. In dieser Runde tauschten sich Vertreter*innen der Nachtgastronomie, der Politik, Wirtschaft und Stadtplanung über die Clubkultur aus. Die Club Commission versteht sich als Schnittstelle der Tiroler Clubkultur zu Politik und Gesellschaft. In den vielseitigen Panels quer über die Innenstadt verteilt in der PMK, dem Queens-Club, der Tante Emma und dem RFDInsel werden an diesem sonnigen Freitag die verschiedenen Probleme und Chancen diskutiert. Es geht um die überfällige Überarbeitung des Lärmschutz- und des Veranstaltungsgesetzes, die Auswirkungen der Teuerungswelle und neue Konzepte, um diesen Schwierigkeiten zu begegnen. Die Zeitlos war bei einigen Panels zu Gast und konnte tiefe Einblicke in die derzeitigen Themen der Clubkultur gewinnen. Den Ausklang fand die Konferenz nach langen Gesprächen und Diskurses abends, natürlich: im Club.

Die Clubszene fordert Anerkennung:

Es gehe um den Kulturbegriff an sich. Kultur sei wandlungsfähig und stetig im Wandel, so Emma Egger von der Club Commission bereits in der Eröffnungsrede. Darauf folgt das Panel „Innsbruck 2024ff – politische Gewichtung der Clubkultur“. Es waren von allen Parteien Kandidat*innen der baldigen Gemeinderatswahl anwesend, mit Ausnahme der FPÖ und ÖVP. Ihnen kam der Zeitpunkt der Konferenz sichtlich gelegen, um ihr Programm vorzustellen und insbesondere Missstände aufzuzählen. Sie bekundeten ihr Bedauern über die mangelnde Kooperation und ständige Blockade von Anträgen im Gemeinderat, sprechen sich für mehr Unterstützung der Clubkultur aus und zeigen auch bei Vorschlägen keine Scheu. Fred Lordick von der Club Commission weist sie darauf hin, dass bloße Lippenbekenntnisse hier keine Berge versetzen würden. Ihre Aussagen würden aufgezeichnet und sie für ihre Versprechen bei dieser Wahl beim Wort genommen. Johannes Anzengruber von der frisch geschlüpften Liste „Ja – Jetzt Innsbruck“, der anfangs noch ein „Eldorado in der Sillschlucht“ angekündigt hatte, rudert daraufhin zurück und spricht sich letztlich für Sicherheitskonzepte aus, welche die Stadt anbieten könne. Klar hervor geht, dass es sich um ein überparteiliches Thema handelt. Trotzdem scheitere die Umsetzung häufig an den Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat. „Aber auch ein FPÖ-ler geht gerne feiern“, so Tom Mair von der Liste Fritz. Leider ist kein*e Vertreter*in der FPÖ anwesend, um dies zu bestätigen.

In der anschließenden Fragerunde meldet sich auch ein Angestellter des Stadtmagistrats, um den Politiker*innen auszurichten, man wäre sehr wohl bereit, sinnvolle Unterstützung zu bieten, nur brauche man dafür auch einen Auftrag aus dem Gemeinderat.

Die Clubszene fordert Unterstützung:

„Kultur muss gleichgestellt werden,“ leitet Lordick aus dem allgemeinen Gleichheitsgrundsatz unserer Verfassung ab. Doch würden Clubs, die bestimmte Musikgenres, wie etwa Hiphop auflegen, klar benachteiligt. Die fehlenden Förderungen würden Klubbesitzer*innen vor riesige Probleme stellen. Im Panel „Der Club als Auslaufmodell“ stellt auch Edwin Gruber, der Ende letzten Jahres seinen Club Cubique schließen musste, fest, dass Hochkultur und Clubkultur derzeit nicht den gleichen Stellenwert in der Politik haben. „Einem Landestheater würde man doch auch nicht raten, tagsüber ein Café zu betreiben, weil es sich sonst die Kosten nicht leisten kann. Als Clubbesitzer hat man nur Pflichten, keine Rechte.“  Auch die Hochkultur könne nur durch hohe Subventionen von öffentlicher Hand überleben, eine Festwoche der Alten Musik habe aber anscheinend mehr Gewicht – und auch ein anderes Publikum. Dabei gingen im Jahr 2022 sechs Prozent der Nächtigungen in Innsbruck auf die Clubkultur zurück, so Steve Hope von der Deck DJ Gewerkschaft.

Die Wertschätzung der Clubs steht in keinem Verhältnis zu ihrer Wertschöpfung, während sie einen großen Mehrwert für Innsbruck darstellten. Die Stadt kann sich einerseits dadurch als bunt, studentisch und jung präsentieren. Die Pressefotos des Gans Anders-Festivals wurden andererseits ohne Einwilligung der Veranstaltenden sogar als Werbung für die Stadt verwendet, worauf Lordick im vorigen Panel hinweist.

Abschließend betont Pia Tomedi, die Kandidatin der KPÖ, dass alle Unionsbürger*innen mit Hauptwohnsitz in Innsbruck bei der Gemeinderatswahl am 14. April 2024 ihre Stimme abgeben können. Rund ein Drittel der Innsbrucker*innen sind Studierende. Wessen Interessen werden im nächsten Gemeinderat vertreten sein?

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