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Der Raketenstart

Liebes Tagebuch, es folgt ein pessimistischer Eintrag. In anderen Worten: Ich sitze am Boden.

Hierbei kann ich mich auf die Schwerkraft verlassen. Verlassen kann ich sie aber nie. Natürlich, hinter dem Bildschirm und im Genuss von Konsumgütern ist die Schwerkraft nicht mehr ganz so präsent. Doch sie ist unumgänglich und allgegenwärtig. Die Schwerkraft zu überwinden ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Raketenwissenschaft.

Aber eine Rakete überwindet die Schwerkraft nicht in dem Sinne, dass sie sich über sie erhebt, nein. Sie setzt sie voraus und kämpft vertikal dagegen an. Sie bündelt in diesem Kampf auch nicht ihre Kräfte, nein. Sie verbrennt, zerstört und stößt ihr loderndes Feuer einfach nach unten ab. Die Rakete erzeugt somit Zerstörung und nutzt sie, um sich vom Boden zu entfernen. Von dem Boden, von dem sie kam, auf dem sie entstand.

Auch wenn dieser Boden die Herkunft und Heimat der Rakete ist, schreckt sie nicht davor zurück, ihn mit ihrer ganzen Wucht zu konfrontieren. Die Konsequenzen interessieren die Rakete aber im Vollzug ihrer Abstoßungs-Mission nicht mehr, da sie im Geiste bereits bei den Sternen ist. So hinterlässt sie Verderben auf Erden, während sie drauf und dran ist, sich aus dem Staub zu machen.

Im Endeffekt gedenkt die Rakete gar keiner Zukunft, sie hat kein äußerliches Ziel zu erreichen. Das Leben wird nach der Überwindung der Schwerkraft ohnehin unmöglich. So ist die Rakete nichts als ein Knallkörper. Die Asche, die sie hinterlässt, geht sie nicht deswegen nichts mehr an, weil sie woanders hingeht, sondern weil es sie nicht mehr geben wird, weil sie aus sich Staub macht.

Was die Rakete allein vorsieht, ist ein großer Knall, ein buntes Feuerwerk, ein orgiastisches Rasseln der zum Ende gekitzelten Lebenskräfte.

Kommt dir das bekannt vor?

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