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M O N O T O N I E

D i e M o n o t o n i e D e s N o v e m b e r s Z i e h t S t e t i g I h r e B a h n e n. 

Montag. Ich werde von den hämmernden Geräuschen meiner Nachbarn geweckt. Versucht hier jemand, mich mit einem Presslufthammer zu wecken? Ich stehe auf. Zähneputzen. Wasserkocher anstellen. Tee machen. Zur Überprüfung des Wetters auf den Balkon stellen und kritisch in den Himmel schauen. Anziehen. Aufs Rad setzen. Nein, davor noch den nassen Sattel mit dem Handschuh abwischen, der die Nässe eher verreibt als vertreibt. Aufs Rad setzen. Zur Uni fahren. Im Kreisverkehr am Claudiaplatz die müden Gesichter der Menschen an der Haltestelle sehen. Verschwommene Bilder. Am Inn entlang radeln. Mit einem kurzen Blick überprüfen, ob der pensionierte Mann, der immer – ganz egal zu welcher Uhrzeit – alleine Tischtennisspielen geht und gegen alle spielt, die nur wollen, da ist. Er ist da. 

D i e M o n o t o n i e D e s N o v e m b e r s N i m m t I h r e n L a u f. 

Dienstag. Ich werde von den hämmernden Geräuschen meiner Nachbarn geweckt. Spielen die Kinder Sackhüpfen? Ich stehe auf. Zähneputzen. Wasserkocher anstellen. Tee machen. Dabei den Finger verbrennen. Zur Überprüfung des Wetters beim Fenster hinausschauen. Anziehen. Aufs Rad setzen. Mich selbst verfluchen, weil ich die Regentropfen beim schnellen Blick durchs Fenster nicht gesehen habe. Zur Uni fahren. Niemand sitzt an der Haltestelle. Ist heute ein Feiertag? Nein. Klitschnass am Inn entlang radeln. Mit einem kurzen Blick überprüfen, ob der pensionierte Mann, der immer – ganz egal zu welcher Uhrzeit – alleine Tischtennisspielen geht und gegen alle spielt, die nur wollen, da ist. Er ist da. 

D i e M o n o t o n i e D e s N o v e m b e r s N i m m t I h r e n L a u f. 

Mittwoch. Ich werde von den hämmernden Geräuschen meiner Nachbarn geweckt. Prüfen die wie gut der Boden hält? Ich stehe auf. Zähneputzen. Wasserkocher anstellen. Keine Zeit mehr darauf zu warten, dass das Wasser kocht. Also lauwarmen Tee machen. Heute wieder auf dem Balkon. Es regnet. Wetterfest anziehen. Das Fahrradschloss geht mit den Fäustlingen nur schwer auf. Zur Uni fahren. Eine Frau steht mit ihrem Kind an der Haltestelle. Sie schaut kritisch in den Himmel. Vielleicht hat sie heute beim Hinausschauen durch das Fenster die Regentropfen übersehen. Am Inn mit einem kurzen Blick überprüfen, ob der pensionierte Mann, der immer – ganz egal zu welcher Uhrzeit – alleine Tischtennisspielen geht und gegen alle spielt, die nur wollen, da ist. Er ist da. 

D i e M o n o t o n i e D e s N o v e m b e r s N i m m t I h r e n L a u f. 

 Donnerstag. Mit einem kurzen Blick überprüfen, ob der pensionierte Mann, der immer -ganz egal zu welcher Uhrzeit – alleine Tischtennisspielen geht und gegen alle spielt die nur wollen, da ist. Er ist nicht da!

I ns Stra u cheln gerät die N o vemb er rout ine un d wi rd aus ih rer Ba hn geworfen.

Keine Geräusche, die mich aufwecken. Sanfte Stille umfängt mich. Entspannt machte ich einen Podcast an, den ich mir beim Zähneputzen und beim Anziehen anhöre. In der Bäckerei hole ich mir ein Coffee to-go und ein Schokocroissant. Das Rad hat keine Luft im Hinterreifen, also spaziere ich zur Haltestelle. In der Straßenbahn lese ich ein Buch, bin so vertieft, dass ich beinahe meinen Stopp verpasse. Gerade noch rechtzeitig springe ich aus der Straßenbahn, und mache mich zu Fuß auf den Weg, weil das Wetter heute so schön ist. Ich überquere gemächlich die Universitätsbrücke und schaue den entgegenkommenden Studierenden dabei zu, wie sie zur Uni eilen. Der Inn steht hoch, vielleicht wegen des vielen Regens der letzten Tage. Das sonst so trübe Wasser glitzert in der Sonne. Beschwingt gehe ich am Spielplatz mit den Tischtennistischen vorbei.

Photo: Dara Shetty

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