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Christopher Street Day – Der Ursprung der Pride Demos

Die Geschehnisse rund um die Stonewall Riots in New York City gelten als Ursprung des Christopher Street Days. In diesem Artikel könnt ihr mehr über die Entstehung des CSDs und die Entwicklung hin zu den heutigen Pride Demos lesen.


CSD steht als Abkürzung für den Christopher Street Day, eine Demonstration die zum ersten Mal am 27.07.1970, genau ein Jahr nach den Stonewall Riots in New York, stattfand. Die Stonewall Riots waren Proteste, die auf einen gewaltvollen Polizeieinsatz in der Gay-Bar Stonewall Inn im Juni 1969 in New York City (NYC) folgten. Die Polizei vollzog in dieser Nacht eine Razzia in der Bar, welche durch viel Polizeigewalt und eine gewaltsame Räumung gekennzeichnet war. Im Green Village, vor allem auf der Christopher Street vor dem Stonewall Inn kam es an den darauffolgenden Abenden zu Protesten von Mitarbeiter*innen und Stammkund*innen der Bar und zu weiteren Auseinandersetzungen mit der Polizei. In den Wochen nach den Stonewall Riots formierten sich aktivistische Gruppen aus Personen der LGBTQIA+Community, Besucher*innen verschiedener Gay- und Lesbian-Bars in NYC und Bewohner*innen des Green Village, welche sich für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Mitgliedern der Community in der Öffentlichkeit einsetzten.



Foto © Diana Davies via New York Public Library

1970, genau ein Jahr nach den Stonewall Riots fand der erste Christopher Street Day (CSD) in San Francisco, Chicage, Los Angeles und New York City in Erinnerung an die Stonewall Riots statt. Der Christoper Street Day wird als Demonstration bis heute in vielen verschiedenen Städten auf der ganzen Welt jährlich zwischen Juni und September unter verschiedenen Namen (z.B. Pride Demo oder Pride Parade) abgehalten. Besonders große und beliebte CSDs in Europa finden in Berlin, Hamburg, Köln und in Zürich statt. Aber auch die CSD-Demonstrationen in Österreich, wie z.B in Wien im Juni 2022 haben mit über 250.000 Besucher*innen großen Anklang und Zuspruch. In Österreich finden darüber hinaus auch in Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck Pride-Demos statt.

Die CSD-Demos wollen einen Raum schaffen, indem sich Personen jeder sexuellen Identität mit jeglicher sexuellen Orientierung gesehen und repräsentiert fühlen. Da die Pride-Demos aber eine besondere politische Motivation haben, bestehen diese nicht nur aus einem Demonstrationszug durch die Stadt, sondern auch aus Redebeiträgen von queeren Personen und verschiedenen Organisationen oder Politiker*innen. Bei den CSD-Demos trifft man außerdem aktivistische Gruppen, Drag Queens und verschiedene bunt geschmückte Wägen an. Es kommt jedoch oft zu berechtigter Kritik an den Pride-Paraden, da viele Parteien und Unternehmen diese oftmals nur zu Werbezwecken besuchen und unterstützen. Judith Butler beklagte z.B. 2010 die Berlin-Pride sei zu kommerziell, zu wenig intersektional und würde die rassistische Doppeldiskriminierung von BIPOC ignorieren.

Judith Butler ist eine renommierte Philisophin im Bereich der Gender und Queer Studies. Butler identifiziert sich selbst als non-binär und hat mit der Veröffentlichung “Das Unbehagen der Geschlechter” einen der ersten und wichtigsten wissenschaftlichen Beiträge im Bereich der feministischen Theorie geliefert.

In Österreich bleibt es weiterhin ein essenzielles Bestreben, einen toleranten und sicheren öffentlichen Raum für Personen der LGBTQIA+Community zu etablieren, um ihnen die gleichen Rechte wie Personen mit heteronormativen Lebensvorstellungen zu sichern. Genau aus diesem Grund gibt es auch den CSD und die Pride-Demos: Um Personen der LGBTQIA+Community mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft zu verschaffen, die Akzeptanz und Gleichberechtigung dieser Personen im öffentlichen Raum voranzutreiben und Anfeindungen und Übergriffe im alltäglichen Leben zu verhindern.

Außerdem ist der Christoper Street Day für viele eine der wenigen Möglichkeiten an denen sie offen ihre Liebe zu ihren Partner*innen bzw. ihre sexuelle Identität und Orientierung zeigen können, ohne Angst vor Diskriminierung oder Anfeindung haben zu müssen (leider gibt es dazu auch viele Ausnahmen, da es immer wieder zu Angriffen gegen teilnehmende Personen vor oder nach CSDs kommt). Durch die gute Stimmung bei den Pride-Demos können Personen der LGBTQIA+ Community stolz ihre Identität und Community feiern. Dabei sollten jedoch die Stonewall Riots als Ursprung dieser Demos nicht in Vergessenheit geraten, da diese nicht nur ein Ort zum Feiern, sondern bis heute ein Protest und Kampf für Gleichberechtigung von queeren Personen in der Gesellschaft sind.

Am 30.06.2022 findet in Innsbruck der jährliche CSD statt. Veranstaltet wird dieser seit zwölf Jahren von der Homosexuellen Initiative Tirol (kurz HOSI Tirol), einem gemeinnützigen Verein, der sich 1984 formierte und sich seitdem als Anlaufstelle und Kommunikationszentrum für alle Personen der LGBTQIA+ Community in Tirol etablierte.

Titelbild ©Andrea Flatscher via HOSI Tirol

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