Jedes Jahr gehen Millionen Studierende aus aller Welt für ein Semester in ein anderes Land. Hundertausende von ihnen nutzen dafür das Erasmus-Programm in Europa. Dieses fördert schon seit 1987 unter anderem den Austausch zwischen Hochschulen. Auch ich spiele schon eine Zeit lang mit dem Gedanken, ein Auslandssemester in mein Studium zu integrieren. Dass es jetzt allerdings so schnell geht, hätte auch ich nicht gedacht.
Wie alles angefangen hat
Ich bin eigentlich gar kein spontaner Mensch. Ich mag es am liebsten, wenn ich mich in Ruhe auf alles vorbereiten kann. Mein Leben würde ich als sehr ausgeglichen und ruhig beschreiben. Deshalb ist allein diese Entscheidung für mich schon ein absoluter Sprung ins kalte Wasser.
Aber zurück zum Anfang.
Es war Frühsommer 2021 als ich zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt habe, für eine längere Zeit im Ausland zu leben. Mein Bachelor in Passau war zu Ende und ich hatte noch ein paar Kurse belegt, während ich auf die Rückmeldungen meiner Master-Bewerbungen wartete. Aus Langeweile begann ich, Berichte im Internet durchzulesen und Videos von Studierenden zu schauen, die von ihren Erfahrungen berichteten. Aber ich bremste mich selbst schnell: „Jetzt fang doch erstmal den Master an, eins nach dem anderen.“
Also begann ich im Oktober den Medien-Master in Innsbruck. Ich zog mit meinem Freund in unsere erste gemeinsame Wohnung und belegte die ersten Kurse. Bereits nach wenigen Wochen begannen wir über die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes im Rahmen des Studiums zu sprechen. Auch er war sofort begeistert. Ein Auslandssemester im Master zu machen ist relativ ungewöhnlich, weil die Planung eigentlich schon direkt zu Beginn des Studiums beginnen muss. Als absolute Anfänger*innen wussten wir das natürlich nicht.
Beginn der Planung
Die konkrete Planung begann für uns dann im Februar. Über eine Freundin hatten wir erfahren, an wen wir uns für ein Gespräch über ein Erasmus-Semester im Master Medien wenden müssen. Diese Information auf der Website der Uni herauszufinden, stellte sich nämlich als relativ umständlich heraus. Sobald wir den Namen der zuständigen Person jedoch kannten – in unserem Fall den der Leiterin des Instituts für Germanistik – war es sehr unkompliziert, den Termin mit ihr auszumachen. Im Vorfeld der Besprechung machten wir uns bereits ein paar Gedanken, wohin wir ungefähr möchten und welche Fragen wir haben. Schnell war für uns beide klar: es soll definitiv nach Skandinavien gehen. Am besten zum Ende des Masters, vielleicht sogar nach der Masterarbeit, um den Druck ein bisschen herauszunehmen. Dass das anders kommen sollte, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Das Gespräch mit der Institutsleiterin
Die Besprechung mit der zuständigen Institutsleiterin fand Mitte Februar online statt.
„Wir würden unseren Master gerne mit einem Auslandsaufenthalt abschließen, wann müssen wir uns denn dafür bewerben?“, war meine erste Frage.
„Abschließen? Nein, also das wird eher nichts. Die Verteidigung der Masterarbeit können Sie erst angehen, wenn Sie alle anderen Kurse erfolgreich beendet haben. Und im Auslandssemester müssen Sie noch 30 ECTS Ihres Studiums offen haben und auch belegen. Das wird nichts –“
Damit waren alle anderen Fragen erstmal dahin. Der ursprüngliche, weit im Voraus gedachte Plan würde nicht funktionieren.
„– Aber dieses Jahr hätten wir noch genau zwei Restplätze in Göteborg. Wenn Sie wollen, können Sie die bekommen!“
„Dieses Jahr?“
„Ja, ab August!“
In meinem Bauch mischte sich ein mulmiges Gefühl zwischen Angst – und Abenteuerlust. Es war wie ein Zeichen. Ein Zeichen, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen und etwas Neues zu wagen.
Und so war es entschieden. Wir fahren nach Schweden. In sechs Monaten.
Daten, Nominierungen und Webinare
Gleich am Folgetag begann die weitere Planung. Vor dem Aufenthalt erwartet Studierende eine Menge Papierkram: Zunächst füllten wir so etwas wie eine Bewerbung mit persönlichen Daten für das zuständige Institut aus. Dieses erhielten wir direkt von unserer Institutsleiterin. Ein Motivationsschreiben oder Ähnliches brauchten wir nicht, da wir über die Restplatzliste kamen. Normalerweise ist ein solches sogar eine Voraussetzung für einen regulären Platz. Anschließend mussten wir ein Nominierungsformular ausfüllen, selbst unterschreiben und auch von unserer Institutsleiterin unterschreiben lassen. Dieses steht auf der Seite des International Relations Office, kurz IRO, der Uni Innsbruck zum Download bereit und muss anschließend an die zentrale E-Mail-Adresse des IRO gesendet werden. Diese Nominierung ist gleichzeitig auch der Antrag auf den Erasmus-Zuschuss. Nun vergingen einige Tage, in denen das IRO die Nominierung prüfte.
Die Rückmeldung und damit die Bestätigung über den Auslandsaufenthalt kam nach ungefähr einer Woche. In der E-Mail des IRO befinden sich alle wichtigen Daten für die nächsten Wochen und Monate. Mit diesen ist es auch möglich, sich in einen Online-Kurs für Erasmus-Studierende der Uni Innsbruck einzutragen, auf dem sich alle weiteren Informationen finden. Für mich als absolute Anfängerin haben sich die Checklisten schon jetzt bewährt. Einen Überblick über die Fristen und nächsten Schritte zu haben, ist definitiv hilfreich und gibt Sicherheit. Auch Webinare über die Kurswahl, die Zuschüsse und die Abschlussunterlagen bietet die Universität innerhalb dieses Kurses an. In den Webinaren hat das Team des IRO ein offenes Ohr für jegliche Fragen und bietet zudem die Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen.
Für uns lauten die nächsten Schritte nun: Auf die erste E-Mail aus Göteborg warten, die Kurse wählen, eine Wohnung finden und schließlich ein One-Way-Ticket nach Schweden buchen! Wer hätte gedacht, dass ich einmal so spontan und für so lange Zeit verreise? Ich definitiv nicht.
Beitragsbild: Inès d’Anselme via Unsplash.