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Toilettenmangel in Innsbruck – ein Kommentar

Innsbruck hat viel zu bieten – nur nicht ausreichend öffentliche Toiletten. Was im ersten Moment sarkastisch klingt, stellt ein ernsthaftes Problem dar, das gesellschaftspolitische Strukturen aufzeigt. Lediglich in der Innenstadt gibt es die Möglichkeit, konsumfrei und gratis die Toilette zu benutzen, nämlich im Kaufhaus Tyrol. Bereits in den Rathausgalerien kostet das Benützen der WCs fünfzig Cent. Immer wieder begegnet mir selbst oder meinen Freund*innen die Frage: Wo gehe ich jetzt aufs Klo? Die Möglichkeiten außerhalb der Maria-Theresien-Straße sind fatal, besser gesagt, kaum vorhanden. Diese Situation zieht für alle Menschen, aber vor allem für Randgruppen und Obdachlose, unangenehme Konsequenzen nach sich.

Hofgarten

2019 ist das Café im Hofgarten abgebrannt. Seit dem gibt es dort weder einen Nachtklub, noch ein Restaurant und sonst auch keine Alternative, um Getränke oder Speisen zu konsumieren. Prinzipiell stellt das Fehlen eines Cafés, abgesehen von der Diskussion nach einem neuen Nachtklub, kein Problem dar – jede*r kann sich selbst versorgen und mit einer Picknickdecke auf der Wiese niederlassen. Doch was danach kommt – der Drang auf die Toilette – stellt tatsächlich eine Schwierigkeit dar. Egal welcher Gesellschaftsschicht oder welcher Altersklasse wir angehören, alle müssen mal. Doch im bedeutendsten öffentlichen Garten Innsbrucks, der nicht nur für hier lebende Menschen, sondern auch für Tourist*innen attraktiv ist, sollte die Frage nach dem WC kein Kopfzerbrechen sein. Das Menschen neben frisch gepflanzten Rosenstauden urinieren, braucht also keine*n zu wundern. Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, im KUBUS am Landestheaterplatz auf die Toilette zu gehen. Dies allerdings nur unter der Mitnahme einer Bankomatkarte, die der oder diejenige, wie bei einer Bank, in den Scanner einführen muss, damit sich die Tür öffnet. Hat der oder die Betroffene keine Bankomatkarte bei sich und muss gerade niemand aufs Klo – Pech gehabt. Außerdem ist der KUBUS ein Ort für Veranstalter*innen der freien Kunstszene Innsbruck, und sollte keine Alternative zur fehlenden Infrastruktur des Hofgartens darstellen.

Sonnendeck

Das Sonnendeck in Innsbruck ist für die exzessiven Nächte betrunkener Studierender, die nach oder vor den Prüfungen eine Palette Bier hinunterkippen, bekannt. Gerade hier sollte das Vorhandensein einer Toilette eine logische Konsequenz darstellen – mit mittelmäßiger Zufriedenstellung. Umso später die Stunde, um so höher die Anzahl junger Menschen, die in den Büschen oder am Parkplatz versteckt hinter einer Mauer urinieren (oder sich auf sonstige Weise entleeren). Lässt die Universität Innsbruck ihre Türen offen, so können die Menschen hier wenigstens auf das Klo gehen – zum Leid der Putzfrauen*, die dort am nächsten Tag das verdreckte und versiffte Universitätsklo putzen müssen, weil die Stadt Innsbruck keine andere Möglichkeit zur Verfügung stellt.

Klimapark

Nun ein Lob an die Stadtplanung – der neue Park gegenüber der Messehalle bei den Viaduktbögen, der erst im Frühjahr 2022 eröffnet wurde, ist wirklich hervorragend gelungen: Mehr Grünflächen, mehr Bäume, kleine Wasserlandschaften, die sich durchschlängeln, ein Erholungsraum für Familien und Kinder in der Betonlandschaft zwischen Saggen und Pradl. Aber – zu meinem großen Unverständnis – ohne Toiletten. Rundherum gibt es absolut keine Möglichkeit, die Blase zu entleeren. Schließlich möchte man auch nicht ständig in das Restaurant neben an laufen, und den Kellner oder die Kellnerin bitten, die Toilette zu benutzen. Wo können all die Kinder, die aus der Windel herausgewachsen sind, auf das Klo gehen, wenn sie mal müssen? Die logische Folge daraus ist, Zuhause einzuplanen, auf das Klo zu gehen und zu hoffen, dass die Kinder mal länger nicht müssen, oder nach Hause zu gehen, weil sie irgendwann nicht mehr warten können.

Sehr geehrter Bürgermeister der Stadt Innsbruck,

Als Vorsitzender des Gemeinderats und des Stadtsenats liegen Ihre Kompetenzen auch im Bereich der Stadtplanung und Stadtentwicklung. Es ist wirklich an der Zeit, ausreichend kostenfreie Toiletten im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen – vor allem dort, wo ein längerer Aufenthalt geplant ist: In Parks und Gärten, so wie an öffentlichen Plätzen, wie zum Beispiel am Landhausplatz. Nicht nur Tourist*innen, junge und alte Menschen werden Ihnen danken, sondern vor allem Obdachlose und schutzsuchende Menschen. Denn schließlich wollen auch Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, zu einem hygienischen und sauberen Stadtbild beitragen.

Bild: unsplash.com

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