Bondage – laut offizieller Definition des Dudens ist damit “das Fesseln zur Steigerung der geschlechtlichen Erregung (im sexuell-masochistischen Bereich)” gemeint. Die meisten der Leser*innen werden das Wort außerdem automatisch mit BDSM in Verbindung bringen, oftmals ohne dabei eine konkrete Vorstellung der Bedeutung dieses Begriffes zu besitzen bzw. diesbezügliche Informationen fälschlich porträtierten BDSM-Settings (wie etwa Fifty Shades of Grey, misogynistischen Pornodarstellungen etc.) entnommen zu haben. Dieser oft unbewusst ablaufende Vorgang zeichnet jedoch ein völlig falsches Bild der BDSM-Szene und kann sehr gefährlich werden, wenn sich Neulinge an diesen ihnen im Gedächtnis gebliebenen Falschinformationen orientieren und auf das eigene Ausprobieren von Praktiken übertragen. Daher soll in diesem Artikel einerseits das Selbstverständnis der BDSM-Szene etwas näher erläutert werden, um den Begriff zu entstigmatisieren und mit konkreten Vorstellungen zu füttern. Auf der anderen Seite wird näher auf Bondage als Praktik der Szene eingegangen, sowie auf einige Regeln aufmerksam gemacht werden, um ein möglichst sicheres Ausprobieren möglich zu machen.
Ausgeschrieben steht BDSM für Bondage & Discipline (BD), Dominance & Submission (DS) und Sadism & Masochism (SM). Diese Begriffe schlagen sich in einer Vielzahl sexueller Präferenzen, Praktiken, angenommener Identitäten, Rollen und Dynamiken innerhalb sexueller Spiele oder des Alltags (auch ohne Sex!) nieder, wobei der Übergang von “normalem Sex” zu sanften BDSM-Sessions (besonders bei BDSM-Einsteiger*innen) oft fließend verläuft. So auch bei Bondage, welches bereits beim simplen Zusammenbinden der Hände auf dem Rücken oder über dem Kopf beginnt und sich bis zu komplizierten japanischen Knotungen oder der völligen Bewegungslosigkeit steigern kann. Doch unabhängig des Extremheitsgrades der Fesselung gilt: Kommunikation, Sicherheit und Vertrauen bilden die absolut notwendige Grundlage für solche Spiele. Denn die aus BDSM gezogene Lust ergibt sich aus einer absoluten gegenseitigen Vertrautheit und dem Ausleben der sich erregend und richtig anfühlenden Dynamiken (z.b. dominant/submissiv, switch/switch, …). Ein Safeword (bspw. “Stopp”, ein Obstname oder auch ein nonverbales Signal wie eine mehrmalige Berührung an einer zuvor vereinbarten Körperstelle, sofern in der Restriktion möglich) welches die Session augenblicklich beendet, sollte besonders in “Auslieferungssituationen” des passiven Parts (dabei stellt dieser nicht zwangsweise den in der Dynamik ausgehandelten submissiven Part dar, falls überhaupt vorhanden) unbedingt festgelegt werden. Beim Kauf der speziellen, für die Haut besonders angenehmen Bondageseile wird außerdem oftmals eine Art kräftige Verbandsschere mitgeliefert, mit der die Seile im Notfall schnell durchtrennt sind. Doch worin liegt der Reiz des Bondage nun genau? Für viele submissive bzw. passive Partner*innen spielt sicherlich das Gefühl der körperlichen Kontrollabgabe eine zentrale Rolle, die gleichzeitig völlige Unterwerfung signalisiert. Weiterhin stellt das Fesseln an sich für viele BDSM – Enthusiast*innen eher einen Startpunkt für weitere Spiele wie etwa dem sexuellen “Quälen” durch Federn, Spanking oder auch Berührungsentzug dar. Die wichtigsten einzuhaltenden Regeln des Bondage lassen sich wie folgt formulieren:
- Das gegenseitige Einverständnis ist unverhandelbar und wird durch Kommunikation in der Session, sowie dem Festlegen eines Safewords zusätzlich gesichert.
- Der Spaß und die Lust an der Restriktion stehen im Vordergrund.
- Die Durchblutung und Nervweiterleitung durch nicht zu straffe Seile/Fesseln wird regelmäßig überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Abschließend noch einige Fachbegriffe aus der Szene: “Rigger” bezeichnet die Fesselung aktiv ausführende Person, wobei “Ropebunny” den entsprechend entgegengesetzten, passiven Part darstellt. Die im BDSM genutzte, kunstvolle Knotenkunst aus Japan nennt sich “Shibari” und zeichnet sich besonders durch Ästhetik mit gleichzeitiger Stabilität aus (hier gibt es auch zahlreiche Bücher mit Anleitungen zu kaufen). Übrigens: Nicht nur Bondageseile und Handschellen können für die körperliche Restriktion genutzt werden; auch Ketten, Riemen, Gürtel und spezielles Bondagetape stellen gute Alternativen dar.
Stay safe and have fun!
Quellen:
https://www.fetisch.de/bondage/
https://www.medicalnewstoday.com/articles/what-is-bondage-sex https://www.duden.de/rechtschreibung/Bondage?amp